Festvortrag von Prof. Dr. François Bœspflug, Gastprofessor in Regensburg am 15.05.2013

Fotos: Michael Hofmann (6) Alexander Merkl (2)

Die Bände der Gastprofessur

François Boespflug
Der Gott der Maler und Bildhauer
Die Inkarnation des Unsichtbaren

Erscheinungsjahr: 2013, Verlag Herder
ISBN 978-3-451-34149-6

Inhalt

In der durch das Christentum inspirierten Kultur hat es sich die religiöse Kunst nicht nehmen. lassen, den Inkarnierten im Bild wiederzugeben, und sie hat darüber hinaus eine beeindruckende Galerie von Bildern Gottvaters, der Dreifaltigkeit und sogar des Prozesses der Inkarnation selbst geschaffen. Neben dem Gott der Gläubigen, dem der Theologen oder dem der Philosophen gibt es folglich auch einen „Gott der Maler und Bildhauer“. François Boespflug entfaltet die Sicht auf den Gott der Maler und Bildhauer, um zu zeigen, wie die Bilder von Gott zugleich Spiegel und Werkzeug eines wahrhaft ästhetischen Denkens sind.

Festvortrag der Gastprofessur der Joseph Ratzinger/Papst Benedikt XVI.-Stiftung

Am Mittwoch, dem 15. Mai 2013, fand an der Fakultät für Katholische Theologie der Universität Regensburg die Gastprofessur der Joseph Ratzinger/Papst Benedikt XVI.-Stiftung in einem feierlichen Festvortrag ihren Höhepunkt. In diesem Semester übernahm Professor François Bœspflug, Dominikaner und seit 1990 Professor für Religionsgeschichte an der Fakultät für Katholische Theologie der Universität Straßburg, die Vortragsreihe. Er führte im Rahmen von sechs Vorlesungen durch die Thematik „Der Gott der Maler und Bildhauer“, bei denen auch der Regensburger Bischof, Dr. Rudolf Voderholzer, zugleich Direktor des Instituts Papst Benedikt XVI., mehrfach persönlich zugegen war.

Der Festvortrag fand im Hörsaal 24 des Vielberth-Gebäudes statt. In einigen einleitenden Worten wies Professor Christoph Dohmen, in Vertretung des erkrankten Dekans, Professor Nicklas, auf die jahrelange und fächerübergreifende Forschungsarbeit François Bœspflugs zu Fragen der Bildtheologie hin. Dieser setzte sich in seinem Vortrag mit der thematischen Frage auseinander: „Eine Verkündigung durch Bilder in der heutigen Welt?“ Dabei zeigte François Bœspflug, dass Bilder die Verkündigung in Wort und Beispiel zwar nicht ersetzen, jedoch unterstützen können. In seinem dreigeteilten Vortrag begründete er, ausgehend von einem Abriss der Tradition, beginnend beim lateinischen Literaten Horaz bis hin zum Namensgeber der Gastprofessur, Joseph Ratzinger, Grenzen und Möglichkeiten von Bildern für die Verkündigung. So seien sie zwar nicht apostolischen Ursprungs und könnten auch für andere Inhalte und Botschaften als das Evangelium stehen. Jedoch weiteten sie die Blicke ihrer Betrachter, böten diesen Zeichen, ritzten sich in deren Gedächtnisse ein und besäßen, obgleich zunächst schweigsam, die ihnen eigene Eloquenz. Darin könnten sie, so François Bœspflug, einer Verkündigung in Wort und Beispiel zur Hilfe kommen.

Im Anschluss an diesen Vortrag ordnete Pater Dr. Stephan Horn, Sprecher des Schülerkreises Joseph Ratzingers und zugleich dessen letzter Assistent in Regensburg, die Forschung François Bœspflug honorierend in das Werk und Wirken Joseph Ratzingers ein.

Die Veranstaltung schloss mit einem geselligen Empfang, den die Joseph Ratzinger/Papst Benedikt XVI.-Stiftung ausrichtete.

Alexander Merkl

Grußwort zum Festvortrag von Professor François Bœspflug
Am 15. Mai 2013 an der Universität Regensburg

Im Namen der Joseph Ratzinger Papst Benedikt XVI.-Stiftung danke ich Ihnen, Herr Professor Bœspflug sehr herzlich nicht nur für Ihren Festvortrag, sondern für alle Beiträge, die Sie als Gastprofessor Ihren Hörern geschenkt haben. Die große Zustimmung, die Sie gefunden haben, dürfte für Sie wohl der schönste Dank sein. Die Dankbarkeit der Stiftung möchte ich zum Ausdruck bringen, indem ich unterstreiche, wie sehr dem Theologen Joseph Ratzinger Papst Benedikt das Feld, das Sie bearbeiten, am Herzen lag.

Er, der so oft, und gerade auch in Regensburg, zur Beziehung von Glaube und Vernunft zurückgekehrt ist, hat eines Tages auch sagen können: „Aber genauso wichtig ist die Beziehung zwischen Glaube und Kunst.“ In einem geschichtlichen Augenblick, den er gezeichnet sieht von der „beunruhigenden Spaltung der Einheit des Guten, der Wahrheit und der Schönheit“, bleibt ihm die Beziehung zwischen Wahrheit und Schönheit unauflöslich: Die Wahrheit drückt sich in Schönheit aus und erweist sich in ihr als Wahrheit. So kann er die Schönheit „das Siegel der Wahrheit“ nennen.
Schon weil der Glaube als Wahrheit ausgedrückt werden muss, ist nach seiner Überzeugung der Dialog und die Begegnung zwischen Kunst und Glaube „in das tiefste Wesen des Glaubens eingeschrieben“. Werke, die aus dem Glauben heraus entstehen und ihn zum Ausdruck bringen, sind für ihn „Wege zu Gott, der höchsten Schönheit“. So nennt Papst Benedikt den Bau der Sagrada Familia „einen Raum der Schönheit, des Glaubens und der Hoffnung, der den Menschen zur Begegnung mit jenem führt, der die Wahrheit und die Schönheit selbst ist“.

Wenn ich recht sehe, zeigt sich bei Joseph Ratzinger vor allem eine Trias von Dimensionen und Beziehungen, welche den Glauben auch vor dem heutigen Menschen glaubwürdig machen: Glaube und Vernunft, Glaube und „Schönheit, die der Glaube hervorgebracht hat“, Glaube und „Begegnung mit den Heiligen“. Es wäre höchst interessant, tiefer zu erfassen, wie diese Dimensionen bei ihm innerlich verbunden sind und im Geflecht ihrer Beziehungen den Glauben zum Leuchten bringen.

Nochmals ganz herzlichen Dank, Herr Professor P. Francois Boespflug!

P. Stephan O. Horn SDS