Christoph Theobald, geb. 1946 in Köln, studierte Philosophie und Theologie in Bonn und Paris.
1978 trat er in die Gesellschaft Jesu ein. Promotion zum
Dr. theol. 1986 an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Bonn.
Seit 1981 lehrt er Fundamentaltheologie und Dogmatik am Centres Sevres, der Philosophisch-Theologischen Hochschule der Jesuiten in Paris. Er ist einer der führenden und international anerkannten Theologen Frankreichs mit Schwerpunkten in der Theologie der Offenbarung, Dogmengeschichte, Christologie, Anthropologie ,Phänomenologie und der Rezeption des Zweiten Vatikanums. Christoph Theobald ist Ehrendoktor der Universität Laval, Chefredakteur der Recherehes de Science Religieuse, Mitglied des lstituto per le scienze religiose (Bologna), Herausgeber der frz. kritischen Gesamtausgabe der Werke Karl Rahners.
2014 erhielt er zusammen mit seinem Bruder Michael Theobald den Theologischen Preis der Salzburger Hochschulwochen für sein Lebenswerk.
Programm der Gastprofessur 2015
Öffentliche Vorlesung
Zum christlichen Glaubens-
verständnis in Europa
Ein stilistischer Zugang
Europa am Scheideweg:
worum geht es im Glauben?
Mi 03. Juni, 10.00 ct.-12.00 Uhr, R008
Missionsland Europa:
„Glaube“ wo man ihn nicht vermutet
Mo 08. Juni, 16.00 ct.-18.00 Uhr, H 25
Religionspluralismus in laizistischen Gesellschaften: der Glaubeangesichts neuen Gewaltpotentials
Di 09. Juni, 8.00 ct.-10.00 Uhr, H 41
Kirche im Werden:
Zur kollektiven Dimension des Glaubens
Mi 10. Juni, 14.00 ct.-16.00 Uhr, H 3
Christoph Theobald
Christentum als Stil
Für ein zeitgemäßes Glaubensverständnis
in Europa
Freiburg i.Br. – Basel – Wien (Herder) 2019
Actus Academicus im Sommersemester 2015:
Festvortrag von Prof. Dr. Christoph Theobald SJ
Der Actus Academicus gilt als besonderer Festakt der Fakultät für Katholische Theologie an der Universität Regensburg, bei dem über aktuelle Entwicklungen und Ereignisse berichtet wird, die Absolventinnen und Absolventen des vergangenen Semesters geehrt und weitere Auszeichnungen verliehen werden. Zu diesem feierlichen Anlass konnte Dekan Prof. Dr. Harald Buchinger am 11. Juni 2015 unter zahlreichen Ehrengästen auch Prof. Dr. Christoph Theobald SJ begrüßen, der die diesjährige Gastprofessur der Joseph Ratzinger Papst Benedikt XVI.-Stiftung inne hatte und den Festvortrag zum Thema „Gastfreundschaft und Heiligkeit – Kritische Gedanken zum europäischen Konzept“ hielt.
Den Abschluss und zugleich Höhepunkt des Festaktes bildete der Festvortrag von Prof. Dr. Christoph Theobald SJ mit dessen abschließender Vorlesung im Rahmen der Gastprofessur der Joseph Ratzinger Papst Benedikt XVI.-Stiftung, die in diesem Semester dem christlichen Glaubensverständnis in Europa gewidmet war. Die jährlich zu vergebende, international ausgerichtete Gastprofessur geht auf eine Kooperationsvereinbarung zwischen der Joseph Ratzinger Papst Benedikt XVI.-Stiftung und der Universität Regensburg zurück. Sie soll dazu beitragen, die theologischen Impulse Joseph Ratzingers Papst Benedikts XVI. in der Universität lebendig zu halten und weiterzudenken.
Nach einem Grußwort von Wolfram Schmidt, der im Namen des Schülerkreises Joseph Ratzingers sprach, entfaltete Prof. Dr. Christoph Theobald, Professor für Fundamentaltheologie und Dogmatik am Centre Sevres der Philosophisch-Theologischen Hochschule der Jesuiten in Paris, seine Thesen zu Thema „Gastfreundschaft und Heiligkeit – Kritische Gedanken zum europäischen Konzept“.
Ausgehend von den beiden Reden von Papst Franziskus vor dem Europaparlament und dem Europarat am 25. November letzten Jahres bilanzierte Theobald die heutige Situation Europas. Europa sei angesichts neuer Säkularisationsschübe und laizistischer Tendenzen, angesichts eines zunehmenden Religionspluralismus und eines Glaubwürdigkeitsverlusts des Christentums – trotz christlich-kultureller, oftmals tief vergrabener Wurzeln – zum Missionsland geworden.
Wie die ersten Christen müsse man auch heute für den Glauben um Gastfreundschaft werben. Die Alternative von Auflösung oder Reform führt, so Theobalds Grundthese, europäisches Christsein zu einer doppelten Besinnung: Erstens gehe es um eine Selbstbesinnung auf das Wesentliche, ja das „einzig Notwendige“ heutigen Christseins, das Theobald mit dem Begriff der „Heiligkeit“ bestimmte. Zweitens bedürfe es gleichzeitig einer ehrlichen Besinnung auf den Anderen, den der Festredner mit dem Begriff der „Gastfreundschaft“ fokussierte. Gerade mit Blick auf die beinahe tagtäglichen Schreckensbilder aus dem Mittelmeerraum mit ihrem außereuropäischen Gewalthorizont darf Gastfreundschaft nicht idealisiert werden. Theobald betont deswegen: „Sie existiert nie ohne das tragische Gegenbild verweigerter Gastlichkeit.“
Vor dem Hintergrund der anthropologischen Gegebenheit von Gastfreundschaft profilierte Theobald Jesu einzigartige Heiligkeit gerade angesichts ihres theologisch-eschatologischen Aspektes, um abschließend nach dem Beitrag solcher doppelter Besinnung über heilige Gastfreundschaft oder gastfreundliche Heiligkeit zur Heilung eines „verletzten Europas“ (Papst Franziskus) und der Überwindung der heutigen Vertrauens- und Hoffnungskrise zu fragen. Bedingungslose Gastfreundschaft und Heiligkeit könnten ganz konkret kirchliche Praxis bestimmen. So sollte Kirche als gastlicher Raum erfahrbar werden. Der Religionspluralismus fordert Christinnen und Christen zu einer gemeinsamen und gegenseitigen Befragung von Muslimen, Juden, Buddhisten und anderen auf, die nur in einem gastfreundlichen Klima entstehen könne. Papst Franziskus sprach in diesem Zusammenhang in Strasbourg von einer Utopie- eine notwendige Utopie für Christinnen und Christen, so Theobald.
Bericht: Christina Hofmann, Fakultät für Katholische Theologie