Mariologische Studien
Band 20: Manfred Hauke (Hg.) Maria als Patronin Europas

Geschichtliche Besinnung und Vorschläge für die Zukunft
Regensburg (Pustet) 2009
280 S.,
4 Seiten farb. Bildteil – 22 x 14 cm
ISBN 978-3-7917-2187-3
EUR 29.90

Helmut Moll

Die christliche Identität Europas
nach Joseph Ratzinger bzw. Papst Benedikt XVI.

Problemskizze

Während seiner zweiten Missionsreise (vgl. Apg 5,36 bis 18,22) kam der Völkerapostel Paulus zum ersten Mal nach Europa. In Troas überfiel ihn in der Nacht eine Zukunftsvision, die er in folgende Worte kleidete: „Ein Mazedonier stand da und bat ihn: Komm herüber nach Mazedonien, und hilf uns! Auf diese Vision hin wollten wir sofort nach Mazedonien abfahren; denn wir waren überzeugt, daß uns Gott dazu berufen hatte, dort das Evangelium zu verkünden“ (Apg 16,9f.). Durch den uns unbekannten Mazedonier zeigte sich Europa bereit, die Frohe Botschaft vom Reich Gottes aufzugreifen und anzunehmen, ungeachtet der beträchtlichen Mühen, welche die Verkündigung des Evangeliums besonders in Athen (vgl. Apg 17,16-34) und in der Hafenstadt Korinth (vgl. Apg 18,1-7) verursacht hatten. Auf diese Weise vollzog sich zugleich die Öffnung der Evangelisierung über Vorderasien hinaus auf den Kontinent, den wir mit dem Ausdruck Europa umschreiben.Die genaue Bedeutung des Wortes Europa ist unklar. Carsten Peter Thiede will diesen Begriff dem semitischen Wort „ereb“ zuordnen, was so viel wie Dunkel, Abend, daher Abendland bedeutet, oder aber dem griechischen „euruopa“, also „weithin blickend“ meint.[1] Die geographische Festlegung, welche Regionen zu Europa gehören, hat eine lange Zeit in Anspruch genommen. Im Norden, Westen und Süden erfolgte die Grenzziehung mit den Europäischen Nordmeer, dem Atlantischen Ozean und dem Mittelmehr unter Einschluß der dem Festland vorgelagerten Inselwelt. Demgegenüber blieb die Definition der Grenzen im Osten über Jahrhunderte kontrovers.

Wichtig für die Bestimmung der europäischen Identität ist bereits die Wortwahl. Über die rein politischen Wertungen hinaus setzte sich in Jahrhunderten mehr und mehr der Begriff „christliches Abendland“[2] durch, das vor allem in Abgrenzung von ständig lauernden Gefahren von außen her als zu verteidigen galt. Nach dem früheren evangelischen Landesbischof Johannes Hanselmann wurde „christliches Abendland“ später je länger je mehr durch den säkularisierten Begriff Europa abgelöst, wodurch dem räumlichen Gebilde zugleich eine neutrale Bedeutung zuwuchs.[3] Hinzu kommt die Frage nach dem jeweiligen geistigen Standort. Während der in Verona geborene Theologe Romano Guardini von Europa als einer Gesinnung spricht,[4] interpretiert der Verfassungsrechtler Paul Kirchhof Europa als eine „Rechtsidee, die eine von Menschenwürde, Gleichheit in der Freiheit und Friedenspflicht bestimmte Ordnung weltweit verbreitet“[5]. Aus der umfangreichen Dokumentation von Jürgen Schwarz geht hervor, wie sehr Papst Pius XII. die Schaffung einer neuen geistigen Atmosphäre zur Einigung Europas am Herzen lag.[6] Diese und weitere gedanklichen Entwürfe müssen in den Blick genommen werden, wenn es im Folgenden darum geht, die christliche Identität Europas nach dem früheren Theologieprofessor von Freising, Bonn, Münster in Westfalen, Tübingen und Regensburg, dann dem Erzbischof von München und Freising Joseph Kardinal Ratzinger sowie dem heutigen Papst Benedikt XVI. nachzuzeichnen. Der folgende Versuch geht in methodischer Hinsicht chronologisch vor, was den Vorteil bietet, die ganze Breite des Themas auch nach seinen geschichtlichen Wurzeln zu beleuchten.

1. Die Heiligen als Herzmitte der europäischen Kultur

Europa als Thema der Theologie und Spiritualität erfährt bei Joseph Ratzinger seine Ausformung nach seiner Ernennung zum Erzbischof von München und Freising, die am 24. März 1977 erfolgte. Während des Zweiten Vatikanischen Konzils, an dem er als Peritus an der Seite von Josef Kardinal Frings von Köln teilgenommen hatte, stand Europa noch nicht im Rampenlicht der öffentlichen Diskussion, gleichwohl Papst Paul VI. den hl. Benedikt von Nursia (um 480 bis 547) am 24. Oktober 1964 in Montecassino zum Vater der abendländischen Christenheit proklamiert hatte.[7] Die nachkonziliaren Wirren mit ihrem einschneidenden Jahr des Umbruchs 1968, aber auch die Zeit der Studentenunruhen ließen den Blick auf andere Schwerpunkte des täglichen Lebens lenken. Als Papst Paul VI. den Theologieprofessor an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Regensburg zum Oberhirten des bayerischen Erzbistums München und Freising erhob, nahm die europäische Thematik konkrete Gestalt an. Seine Formel lautete: „Nur wenn der Begriff ‚Europa’ eine Synthese aus politischer Realität und sittlicher Identität darstellt, kann er zu einer prägenden Kraft für die Zukunft werden“[8]. Daher nimmt es nicht wunder, wenn diese „sittliche Identität“ sich in den kanonisierten Heiligen widerspiegelt, über die zu predigen der junge Kardinal nicht müde wird. Diese amtlich beglaubigten Vorbilder stehen stellvertretend da für den Schmelztiegel der Völker, aus denen das christliche Europa die Kraft gewonnen hat, Tradition und Fortschritt in harmonischer Weise zu verbinden. Den Auftakt bildet eine Homilie über Bischof Korbinian am 18. November 1978 im Freisinger Mariendom; „Glaube“, so der Erzbischof, „stellt uns in die Ordnung Gottes hinein“[9], ohne die Europa nicht verstanden werden kann. In Frontstellung zu einem stets fortschreitenden Aktivismus des Westens stellt der Erzbischof am 31. Mai 1979 im Münchener Liebfrauendom die Gottesmutter Maria als die hörende und meditative Kraft christlicher Existenz heraus, wenn er unterstreicht: „Es gibt ja in unserem Land, im ganzen Westen den Schrei nach der Meditation, die Flucht nach dem Asiatischen, weil das Christliche nur noch Aktivismus zu sein scheint. Aber wenn wir uns von den asiatischen Religionen nur kurzfristig ein paar Techniken leihen, können sie uns nicht Tiefe geben, sondern sie werden dann ja auch nur Instrumente unseres Egoismus, durch die wir versuchen, noch schlagkräftiger zu werden. Das Christentum hat selbst seine Meditation, seine meditative Mitte, so wir in unserem Aktivismus es nicht vergessen; sie ist dargestellt in der hörenden Mutter des Herrn“[10]. Brückenheiliger im doppelten Sinne des Wortes ist sodann der hl. Johannes Nepomuk, eine „Brücke der Einheit und Versöhnung“, vor allem im Blick auf die Sudetendeutschen am Pfingstsonntag 1979 in München gesagt.[11] An die großen Traditionslinien des Mittelalters erinnert seine Predigt zum Gedächtnis der hl. Dorothea von Montau am 17. Juni 1979 in der Münchener St. Michaelskirche.[12] Bei der Priesterweihe am 30. Juni 1979 in Freising stellt er den Weihekandidaten das Beispiel des hl. Martyrerpriesters und Minoritenpaters Maximilian Kolbe aus Polen vor Augen: „Gerade weil Auschwitz ist, brauchen wir den Glauben, brauchen wir die Gegenwart der Auferstehung und des Sieges der Liebe; nur der Auferstandene kann den Stern der Hoffnung aufgehen lassen, der uns leben läßt“[13]. Aus Anlaß der Tagung des Deutschen Caritasverbandes betont der Kardinal die Verpflichtung zur christlichen Nächstenliebe über die Grenzen der Nationen und Konfessionen hinaus, wie es im Leben der hl. Hedwig von Schlesien manifest geworden ist.[14] Anläßlich des Bennofestes am 15. Juni 1980 im Münchener Liebfrauendom unterstreicht der Oberhirte die Notwendigkeit der „Unterscheidung des Christlichen“[15], insofern der Bischof von Meißen an die Zeit der schmerzvollen Glaubensspaltung im 16. Jahrhundert erinnert. Der 700. Todestag des Dominikanertheologen und Bischofs von Regensburg Albertus Magnus ruft die Universalität der christlichen Sendung in Erinnerung, den „Willen zur ganzen Wahrheit“, ohne die Europa zu einer „versinkenden alten europäischen Kultur“[16] degenieren würde.[17]In einer Predigt in Krakau am 13. September 1980 aus Anlaß des Besuchs einer Delegation der Deutschen Bischofskonferenz beim polnischen Episkopat deutet Kardinal Ratzinger die Gottesmutter als Versöhnerin der europäischen Völker: „Das Bild der Mutter des Herrn gehört zur Herzmitte der europäischen Kultur. […] Die gemeinsame Mutter gibt uns eine gemeinsame Sprache; so verschieden auch die Lieder und die Gebete in den einzelnen Ländern sind – sie haben alle den gleichen Klang des Herzens: im Aufblick zur Mutter endet der Trotz und endet die Feindschaft. Sie schenkt die Versöhnung, sie führt zum Sohn“[18]. Der Münchener Erzbischof macht sich am 26. April 1981 in seiner Homilie am 400. Geburtstag des französischen Heiligen Vinzenz von Paul dessen Worte zu eigen: „Den Armen die frohe Botschaft verkündigen“[19] und spannt den Bogen zu einem Europa, das sich im sozialen Tun bewährt. Im gleichen Jahr, am 31. Dezember 1980 , ernennt Papst Johannes Paul II., der sich häufig und intensiv mit dem Europagedanken beschäftigt hat,[20] die Slawenmissionare Cyrill (826/827 bis 869) und Methodius (um 815 bis 885) in einem Apostolischen Schreiben zu Mitpatronen Europas.[21] Ein Jahr zuvor hatte es in einer Predigt Johannes Pauls II. vor der Kathedrale von Gnesen bereits geheißen: „Will nicht Christus vielleicht, fügt es nicht der Heilige Geist, daß dieser polnische, dieser slawische Papst gerade jetzt die geistige Einheit des christlichen Europas sichtbar macht, das durch die zwei großen Traditionen des Westens und Ostens geprägt wurde“[22].

2. Peripetie – Vortrag anläßlich der Tagung „Europa und die Christen“ (1979)

Im Gegensatz zur Predigtsammlung „Christlicher Glaube und Europa“, in der insgesamt ein hoffnungsvoller Ton vorherrschte, schlägt die Stimmung im Artikel „Europa – verpflichtendes Erbe für die Christen“ deutlich um.[23] Der anlässlich der Tagung „Europa und die Christen“ der Katholischen Akademie Bayern am 29. April 1979 in Straßburg gehaltene Vortrag, der zunächst im hauseigenen Periodikum[24] und vier Jahre später in einem von Franz Kardinal König und Jesuitenpater Karl Rahner herausgegebenen Band erschien, schlägt auffallend andere Töne an. Der in drei Teile gegliederte Aufsatz wendet sich zunächst den „Gegenbildern zu Europa“ zu. Es gibt einen starken „Trend, der hinter das europäische Element in der Geschichte zurück möchte. Er will Geschichte sozusagen reinigen vom Einbruch des Europäischen, das als Entfremdung vom Eigenen oder überhaupt als Erbsünde der Geschichte, als der Grund für die lebensgefährliche Krise angesehen wird, in der die Menschheit heute steht“[25]. Für diesen „Trend“ macht er drei Bewegungen verantwortlich. Erstens: „Der Islam ist schon in seiner Entstehung in gewisser Hinsicht ein Zurückgehen zu einem Monotheismus, der die christliche Wende zum menschgewordenen Gott nicht aufnimmt und sich ebenso der griechischen Rationalität und ihrer Kultur verschließt, welche über den Gedanken der Menschwerdung Gottes zum Bestandteil des christlichen Monotheismus geworden war“[26]. Zweitens macht Joseph Ratzinger die „Krise“ aus, „in die das europäische Vernunftrecht geraten ist, nachdem es sich selber seiner religiösen Grundlagen gänzlich begeben hat und faktisch in eine Herrschaft der Anarchie umzuschlagen droht. In dem Augenblick, wo Europa seine eigenen geistigen Grundlagen in Frage stellt oder aufhebt, sich von seiner Geschichte trennt und sie zur Kloake erklärt, kann die Antwort einer nichteuropäischen Kultur nur die radikale Reaktion und das Zurück hinter die Begegnung mit den christlichen Werten sein“[27]. Drittens kennzeichnet der Kardinal den „Nationalsozialismus“ des vergangenen Jahrhunderts als die „grausamste und erschreckendste Form des Rückgangs hinter das Christentum“, war doch diese Ideologie „seiner Grundtendenz nach Absage an das Christentum“[28].Eine zweite Antithese zur geschichtlichen und moralischen Gestalt Europas erblickt Joseph Ratzinger, wie er formuliert, in der „Flucht nach vorn“, in einer „totalen Emanzipation“ und einer „unbegrenzten Vernunftautonomie“, mit der Konsequenz, „daß der gesamte Bereich der Werte, der gesamte Bereich dessen, was ‚über uns ist’, aus dem Raum der Vernunft herausfällt und daß zum einzig bindenden Maßstab der Vernunft und damit des Menschen politisch wie individuell das wird, was ‚unter ihm ist’, nämlich die experimentell verfügbaren, mechanischen Kräfte der Natur“[29]. Die Konsequenzen dieses Ansatzes liegen auf der Hand: „In einer Gesellschaft aber, in der Gott nicht mehr gemeinsames und öffentliches Summum bonum sein kann, sondern ins Private verwiesen ist, ist der Rang Gottes auch für den einzelnen verändert. Eine Gesellschaft, in der die eben gezeichnete Bewegung total geworden wäre, würde ich als post-europäisch bezeichnen“[30].Eine dritte Gegenkraft zur moralischen Gestalt Europas diagnostiziert Kardinal Ratzinger im „Marxismus“ als der „imponierendsten Form der Abwendung von der Geschichtsgestalt Europas“. „Sein Summum bonum erblickt er in der Weltrevolution, das heißt in der totalen Absage an die bisherige Welt, wobei die neu zu schaffende Welt als Negation der Negation die totale Positivität sein muß. In der Verbindung der beiden Gegenbewegungen zum Europäischen qualifiziert sich der Marxismus als die radikalste Antithese nicht nur zum Christlichen als solchem, sondern auch zu der vom Christentum geprägten Geschichtsgestalt“. „Demgemäß ist der Marxismus Produkt Europas, aber zugleich die entschiedenste Absage an Europa im Sinne jener inneren Identität, die es in seiner Geschichte ausgebildet hatte“[31].Auf diese negativen Abgrenzungen folgen „Positive Komponenten des Begriffs Europa“ in vier Schritten. „Europa erscheint […] zunächst konstituiert durch den Geist Griechenlands. Vergäße es sein griechisches Erbe, so könnte es nicht mehr Europa sein“. Inhaltlich bezeichnet es die Demokratie, die an die „Gültigkeit des guten Rechtes“ „gebunden ist und nur in solcher Beziehung Demokratie bleiben kann“[32]. In einem zweiten Schritt kommt das christliche Erbe hinzu, weil der Ausgangspunkt des Evangeliums im Orient liegt. „Der Weg, den die Apostelgeschichte zeichnet, ist als ganzer ein Weg von Jerusalem nach Rom, der Weg zu den Heiden, von denen Jerusalem zerstört wird und die es doch auf eine neue Weise in sich aufnehmen“[33]. Drittens kommt das lateinische Erbe hinzu, wobei „dieser lateinische Raum ja nicht nur die romanischen Völker, sondern auch die germanischen, angelsächsischen und einen Teil der slawischen, vor allem Polen, umfaßte“. Es wird „kein Europa geben können, das sich des lateinischen Erbes, des Erbes des christlichen Okzident im beschriebenen Sinn entledigen würde“[34]. Und viertens kommt das „Erbe der Neuzeit“ hinzu. Von der „Neuzeit als wesentlicher und unverzichtbarer Dimension des Europäischen“ müssen „die relative Trennung von Staat und Kirche, die Gewissensfreiheit, die Menschenrechte und die Eigenverantwortung der Vernunft übernommen, zugleich aber gegenüber ihrer Radikalisierung die Gründung in der Ehrfurcht vor Gott und vor den grundlegenden sittlichen Werten, die aus dem christlichen Geist kommen, festgehalten werden“[35].Kardinal Ratzinger konkretisierte diese im Jahre 1983 veröffentlichten Gedanken während der Begegnung der Verantwortlichen der römischen Kongregation für die Glaubenslehre mit den Vorsitzenden der Glaubenskommissionen der Bischofskonferenzen in Europa in der Zeit vom 2. bis 5. Mai 1989 in Wien. Ein Bericht faßt seine Überzeugungen wie folgt zusammen: „Die Hauptschwierigkeiten für den katholischen Glauben im Europa von heute bestehen in der Verständnislosigkeit gegenüber dem Naturbegriff der katholischen Ethik, in der Reduktion des biblischen Christusbildes auf einen ‚liberal-bürgerlichen oder marxistisch-revolutionären Jesus’ und in der Aushöhlung der christlichen Hoffnung auf ewiges Leben durch innerweltliche Utopien“[36].

3. Vortrag in Speyer über „Europa – Hoffnungen und Gefahren“ (1990)

Als die in der Pfalz gelegene Stadt Speyer im Jahre 1990 ihr 2000jähriges Bestehen beging, wurde der Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre gebeten, den Festvortrag zu halten, der unter dem Thema stand „Europa – Hoffnungen und Gefahren“[37]. Darin entfaltet der bayerische Kardinal seine bisher veröffentlichten Gedanken, gibt ihnen aber, auch im Hinblick auf die erste „Sonderversammlung für Europa“[38] im Jahre 1991, bei der Papst Johannes Paul II. in seiner Abschlußansprache dem Martyrium eine hohe Wertschätzung einräumte,[39] mehrere Wendungen und Konkretisierungen.Im „Augenblick der Not“, so hebt er an, „als der zum ideologischen Wahn gesteigerte Nationalismus die Länder des alten Kontinents verwüstet hatte“, „besann man sich wieder auf die gemeinsame Wurzel, auf die in vielfältigem Austausch gewachsene gemeinsame Kultur, das sittliche und religiöse Erbe, auf die Rationalität der Kultur und ihre einheitsstiftende Kraft. Europa wurde in jener Situation [gemeint ist die Zeit nach 1945, Anm. H. M.] zum Ausdruck des Einenden und Gemeinsamen, das Trennungen vorauslag und durch sie nie ganz hatte ausgelöscht werden können. So hat der Europa-Gedanke in der Nachkriegszeit sich als positive moralische Kraft bewährt… Er ermöglichte eine Friedensordnung zwischen den einst Verfeindeten, ließ die Welt für den einzelnen offener und größer werden und gab zugleich wirtschaftlichen Wohlstand, ja Macht. Europa – ein Wort für Friede und Versöhnung: das ist das Große und Positive an der Europa-Erfahrung unserer Epoche“[40]. Gleichzeitig beklagt Joseph Ratzinger die „zwei Sündenfälle Europas in der Neuzeit“[41], deren Auswirkungen bis in unsere Gegenwart fortwirken. Dessen erster besteht vor allem seit der Französischen Revolution im Jahre 1789 in dem „europäischen Nationalismus des 19. und 20. Jahrhunderts“[42], weil nahezu jede Nation sich mit einer Machtfülle umkleidete. „Eine jede davon empfand sich nun selbst als maßstäblich für die Verwirklichung des eigentlich Humanen und erhob den Anspruch, ihre eigene Lebensform und damit ihre Macht in der ganzen übrigen Welt zur Geltung zu bringen. Man könnte von einer eigentümlichen Verbindung zwischen Nationalismus und Universalismus sprechen: Die Einheit der Welt sollte im Zeichen der eigenen Nation entstehen; sie beruhte auf dem Vorrang des Eigenen und nicht auf dem Ausgleich des Ganzen. Das ‚Gott mit uns’ war Ausdruck einer Vereinnahmung des Heiligen, in der man die Kräfte des Christlichen fürs Nationale zu mobilisieren versuchte“[43], verbunden mit einer „Mythisierung des Nationalen“[44].Der Gefahr des Nationalismus gesellt sich die „Ausschließlichkeit der technischen Vernunft und die Zerstörung des Ethos“[45] zur Seite. Die Verbindung von „Fortschrittsglaube, Absolutsetzung der wissenschaftlich-technischen Zivilisation und Verheißung der neuen Menschheit“[46] arbeiten dem mit Sympathie aufgegriffenen Marxismus und seinem mit ihm verbundenen politischen Messianismus in die Hände. „Dieser systematische Ausschluß des Göttlichen aus der Gestaltung von Geschichte und Menschenleben unter Berufung auf die Endgültigkeit wissenschaftlicher Einsicht ist vielleicht das eigentlich Neue und zugleich das wahrhaft bedrohliche Element an jenem seltsamen Produkt Europa, das wir Marxismus nennen“[47]. Diese mehr und mehr um sich greifende Technisierung der Vernunft führt zur Zerschlagung der großen sittlichen Überlieferungen Europas, ohne die Europa nicht definiert werden kann. „Es bedeutet weiterhin, daß der Geist des Habens, des Machens und der Flucht ins Morgen mit seiner leeren Verheißung weltweit werden. Es bedeutet eine Einheit der Menschheit, die zugleich ihre wahrhaft vereinigenden Kräfte mit ihren großen gemeinsamen sittlichen Grundüberzeugungen zum Erlöschen bringt“[48]. Worin zeigen sich diese zerstörerischen Kräfte im Alltag und in der Praxis? Die Zerstörung ethischer Grundlagen wird vor allem in der „epidemischen Ausbreitung einer Zivilisation des Todes“[49], also in der öffentlichen und damit rechtlich abgesicherten Erlaubnis zur Tötung von ungeborenen Kindern im Mutterleib, aber auch in der bereits in den Niederlanden und in Belgien straffrei vorgenommenen Tötung von Schwerstkranken. Wenn nur noch „gruppenbestimmte Maßstäbe“[50] obsiegen, wenn das „Recht nur noch auf Mehrheitsmeinungen aufbaut“[51], nicht aber auf der Tugend der Gerechtigkeit, die den demokratischen Staat konstituieren sollte, wird der uns regierende Staat, wie der heilige Bischof und Kirchenvater Augustinus von Hippo schon befürchtete, zur „Räuberbande“[52].Aus dem Gesagten zieht Kardinal Ratzinger im Blick auf ein Europa der Zukunft drei Konsequenzen. Erstens: Gegen die Imaginationen einer „angeblich bessere(n) Welt von morgen“, die „eine Fata Morgana“ ist, „die dem Heute seine Kraft und Würde nimmt, dem Morgen aber dabei nicht dient“, muß die „Absage an den Fortschrittsglauben“[53] lautstark verkündet werden. Anders formuliert: „Vom Mythos innerweltlicher Eschatologien müssen wir Abschied zu nehmen lernen. Wir dienen dem Morgen dann am besten, wenn wir im Heute gut sind und wenn wir es gestalten in der Verantwortung vor dem, was heute und morgen das Gute ist“[54]. Zweitens: Da heutzutage die Regel heißt: „Moral wird durch Mechanik ersetzt“, müssen wir zur „Überordnung der Ethik in der Politik“[55] zurückkehren. „Ohne die ständige Mühe um den moralischen Konsens in den großen Grundfragen des menschlichen Ethos gibt es keine öffentliche Macht der Moralischen und ohne diese kein gelingendes Miteinander der Menschen“[56]. Drittens: Damit die großen sittlichen Traditionen Europas nicht zerstört werden, bedarf es der „Unverzichtbarkeit des Gottesgedankens für die Ethik“[57]. „Das Gute hinter und über den Gütern ist in der europäischen Tradition auf einer Grundlage formuliert worden, die Europa sich nicht selbst gegeben, sondern aus höherer Überlieferung empfangen hat: in den Zehn Geboten, in denen im übrigen Israel und die Christenheit mit den ältesten und reinsten Traditionen der ganzen Menschheit kommunizieren. In ihnen ist auch der wesentliche Kern dessen grundgelegt, was die frühe Neuzeit unter dem Begriff der Menschenrechte formuliert hat; sie sind ihrerseits die Grundlage der Unterscheidung des sich selbst begrenzenden vom totalitären Staat geworden“[58].

4. Unter dem Eindruck des Zerfalls des Marxismus

Ein Jahr nach dem Festvortrag in Speyer „Europa – Hoffnungen und Gefahren“ legt Kardinal Ratzinger unter dem Titel „Wendezeit für Europa?“ eine erste Analyse nach dem Fall der Berliner Mauer und des damit einhergehenden Zusammenbruchs des Marxismus dar.[59] Zunächst vergleicht er den Sturz der Mauern Jerichos in vorsichtiger Weise mit dem Einreißen der trennenden Mauer, die Berlin seit dem Jahre 1961 in zwei Stadtbereiche geteilt hatte, um im Anschluß daran die tieferen Ursachen aufzuspüren, welche aus der Kraft der wiedergewonnenen Freiheit wachsen. Wer nämlich „den Marxismus aufgibt, hat damit noch nicht automatisch eine neue Lebensgrundlage gefunden. Der Verlust einer ehedem das Leben tragenden Ideologie kann sehr leicht auch in Nihilismus umschlagen, und das wäre dann wirklich die Herrschaft der sieben schlimmeren Geister. Wer aber könnte sich verbergen, daß der Relativismus, dem wir heute alle ausgesetzt sind, ein wachsendes Gefälle zum Nihilismus entwickelt“[60].Auf dieser Grundlage erfolgt eine Diagnose in drei Schritten. Angesichts des wiedervereinten Deutschlands gilt es, Folgendes zu bedenken: „Die gemeinsame europäische Aufgabe dieser Stunde stellt sich in Deutschland im konkretesten und nachdrücklichsten: In unserem Land müssen ein Staat der ehemaligen östlichen Sphäre Europas und eine nach dem Krieg gewordene Demokratie westlicher Prägung zu einem einzigen Lebensraum zusammenwachsen. Dieses Zusammenwachsen muß zugleich Hineinwachsen in eine europäische Gemeinschaft sein, in der die Nationen nicht mich autonome Größen mit hegemonialen Ansprüchen anderen gegenüber sind, sondern Elemente einer vielgestaltigen größeren Gemeinschaft, in der alle gebend und empfangend einander überwunden werden: der Nationalismus und die ideologische Spaltung“[61].In einem zweiten Schritt behandelt Ratzinger das Verhältnis von Europa zur „dritten Welt“. Er macht den seit Jahren erkennbaren „Aufstand gegen die europäische Kultur und Tradition“[62] an mehreren Beispielen aus. „Das Gedenken an die 500 Jahre seit dem Einbruch Europas in Amerika soll zum Erinnern an die Unterdrückung der indianischen Kulturen führen, die man als die wahre Seele Südamerikas wieder finden möchte. Daneben steht eine leidenschaftliche Zuwendung zu den nach Amerika verschleppten Schwarzen und die Klage über den Verlust ihrer kulturellen und religiösen Identität. Beide Bewegungen identifizieren Europa und Christentum; sie sind insofern auch Aufstand gegen das Christentum als Herrschaftsreligion und als Macht der Entfremdung“[63]. Darüber hinaus wendet Kardinal Ratzinger seinen Blick auf den oft vergessenen Kontinent Afrika, indem er ausführt: „Die jungen afrikanischen Intellektuellen, die an europäischen Universitäten studierten, lernten im allgemeinen nur eine ethisch und religiös absolut abstinente Wissenschaft kennen. Ihnen blieb bloß die Wahl zwischen Positivismus und Marxismus, aber keine der beiden Philosophien ist imstande, eine Gesellschaft aufzubauen, in der Freiheit und Recht sinnvoll miteinander vermittelt sind. Der Zorn, der sich heute in der dritten Welt zunehmend gegen Europa und Amerika ausbreitet, hat hier seine tiefsten Wurzeln“[64].Der dritte und letzte Schritt betrifft den Islam, der mit einem starken religiösen Selbstbewusstsein auf Europa stößt, wobei „Religion, Kultur und Politik in einer unauflöslichen Einheit miteinander stehen“[65]. Dessen Gefahren dürfen nicht übersehen werden, denn eine „Buchstabenversessenheit religiöser Traditionen verbindet sich vielfach mit politischem und militärischem Fanatismus, in dem Religion direkt als Weg irdischer Macht angesehen wird“[66].Nach dieser Standortbestimmung formuliert Ratzinger den daraus sich ergebenden „Auftrag“: „Staat und Gesellschaft“ dürfen nicht Handlanger der „Privatisierung der Moral“ sowie „ihrer Reduktion auf das Kalkül des Erfolgreichen“[67] sein, sondern die unverletzliche Würde des Menschen schützen und fordern. „Die innere Ranghöhe einer Gesellschaft zeigt sich darin, welche Werte sie für schutzwürdig ansieht“, weil einer „pathologischen Besorgtheit um den Schutz unserer physischen Integrität“ nicht selten „eine weitgehende Unempfindlichkeit für die moralische Integrität des Menschen“[68] gegenübersteht. Was die Aufgabe der Kirche unter den gewandelten Bedingungen der Gegenwart anbelangt, so soll sie „wirklich sie selber sein“[69], von ihrem Wesen her „auf Gott gerichtet“[70] sein sowie durch „Zeugnis, durch Liebe, Leben und Leiden dem Göttlichen den Raum bereiten und so der Gesellschaft helfen, ihre moralische Identität zu finden“[71].

5. „Chancen und Gefahren für Europa“ – Vortrag in Cernobbio (2001)

Zu Beginn der „Zweiten Sonderversammlung für Europa“ rief Papst Johannes Paul II. am 1. Oktober 1999 drei Mitpatroninnen Europas aus. In einem als Motu proprio erlassenen Apostolischen Schreiben ernannte der Pontifex die hl. Birgitta von Schweden, die hl. Katharina von Siena und die hl. Karmelitin Teresia Benedicta a Cruce (Dr. Edith Stein) zu Mitpatroninnen Europas, ohne die bisherigen Patrone Benedikt von Nursia sowie Cyrill und Methodius zu vergessen.[72]Am 8. September 2001 hielt Kardinal Ratzinger einen Vortrag vor Wirtschaftsfachleuten und Politikern im italienischen Cernobbio bei Como. Das mit „Chancen und Gefahren für Europa“ betitelte Referat, das in deutscher Übersetzung erstmals in dem Sammelband „Werte in Zeiten des Umbruchs. Die Herausforderungen der Zukunft bestehen“ im Jahre 2005 veröffentlicht wurde, bekräftigt bereits aufgezeichnete Linien des Europagedankens, werden aber mit neuen Elementen verbunden.[73]Zu den bereits bekannten Gedanken gehört die Absage an die trennenden Nationalismen, welche durch die „Suche nach einer gemeinsamen Identität“[74], und zwar im Blick auf eine „europäische Identität“[75] abgelöst werden muß. „Es ist kein Zweifel, dass bei den Gründervätern der europäischen Einigung das christliche Erbe als Kern dieser geschichtlichen Identität angesehen wurde, natürlich nicht in konfessionellen Formen; das Gemeinchristliche schien über die konfessionellen Grenzen hinweg als verbindende Kraft weltlichen Handelns durchaus erkennbar. Es wurde auch nicht als unvereinbar mit den großen moralischen Impulsen der Aufklärung angesehen, die sozusagen die rationale Seite des Christlichen herausgestellt hatten und bei allen historischen Gegensätzen durchaus mit den wesentlichen Impulsen der christlichen Geschichte Europas vereinbar schien“[76].Diese Vernunft unterliegt jedoch in unserer Gegenwart der Gefahr der Zerstörung. „Der Maßstab der Vernünftigkeit wird allein aus den Erfahrungen des wissenschaftlich fundierten technischen Machens genommen. Rationalität richtet sich auf Funktionalität, auf Effektivität, auf Steigerung der Lebensqualität für alle. Die Verfügung über die Natur, die damit vorgegeben ist, wird freilich durch die dramatisch werdenden Umweltfragen zum Problem. Viel ungenierter schreitet inzwischen die Verfügung des Menschen über sich selbst voran. Huxleys Visionen werden zusehends Realität: Der Mensch soll nicht mehr irrational gezeugt, sondern rational produziert werden. Über den Menschen als Produkt aber verfügt der Mensch. Die unvollkommenen Exemplare sind auszuscheiden, der vollkommene Mensch anzustreben, auf dem Weg über Planung und Produktion. Das Leid soll verschwinden, das Leben nur noch lustvoll sein“[77].Im Gegensatz zu diesem Szenarium entwirft der Vizedekan des Kardinalskollegiums einige „Pfeiler ethischer Ordnungen“[78]. Angesichts der bohrenden Frage: „Braucht Europa, braucht die Welt nicht doch korrigierende Elemente aus seiner großen Tradition und aus den großen ethischen Traditionen der Menschheit?“[79] entwirft er einige wesentliche Grundlinien: Gegen die schleichende Gefahr des um sich greifenden Relativismus unterstreicht er: „Es gibt keine Güterabwägung, die es rechtfertigt, den Menschen als Experimentiermaterial für höhere Zwecke zu behandeln. Nur wenn wir hier ein Absolutum sehen, das über allen Güterabwägungen steht, handeln wir wirklich ethisch und nicht kalkulatorisch. Unantastbarkeit der Menschenwürde – das bedeutet dann auch, dass diese Würde für jeden Menschen gilt, dass diese Würde für jeden gilt, der Menschenantlitz trägt und der biologisch zur Spezies Mensch gehört. Funktionale Kriterien können hier keine Geltung haben. Auch der leidende, der behinderte, der ungeborene Mensch ist Mensch“[80]. Die Anerkennung der Menschenwürde schließt ein, Gott als Schöpfer anzuerkennen. Die Konsequenz für die heutigen Fragen der Umwelt und der Klimazerstörung sind unausweichlich: „Herrschaft über die Natur im Sinn des biblischen Schöpfungsberichts bedeutet nicht gewalttätige Ausnutzung der Natur, sondern das Verstehen ihrer inneren Möglichkeiten und fordert so die sorgsame Form, in der der Mensch der Natur und die Natur dem Menschen dient“[81].

6. „Europas Identität“ auf dem Prüfstand

Bei einem Vortrag vor dem Italienischen Senat am 13. Mai 2004 wandte sich der Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre an die Kernfrage, was unter den Bedingungen der Gegenwart „Europas Identität“ ausmacht und was seine „geistigen Grundlagen gestern, heute und morgen“ sind.[82] Seine Intervention fand sowohl in der Kirche als auch in der Gesellschaft ein aufmerksames Echo. Im Anschluß an die umfangreiche Monographie des US-amerikanischen Gelehrten Peter Brown über die Entstehung des christlichen Europas[83] geht der Dekan des Kardinalskollegiums den verschlungenen Wegen der Ursprünge Europas und des christlichen Abendlandes nach, ihren unterschiedlichen und wechselhaften geographischen Zuordnungen und verschiedenen staatspolitischen Herrschaftsgebilden, um am Ende folgende Konstanten herauszuarbeiten. Zu den verbindenden Elementen gehört an „erster Stelle das gemeinsame Erbe der Bibel und der alten Kirche, das übrigens in beiden Welten über sich hinausweist auf einen Ursprung, der nun außerhalb Europas, in Palästina liegt; dazu die gemeinsame Reichsidee, das gemeinsame Grundverständnis der Kirche und damit auch die Gemeinsamkeit grundlegender Rechtsvorstellungen und rechtlicher Instrumente; schließlich würde ich auch das Mönchtum erwähnen, das in den großen Erschütterungen der Geschichte der wesentliche Täger nicht nur der kulturellen Kontinuität, sondern vor allem der grundlegenden religiösen und sittlichen Werte, der letzten Orientierungen des Menschen geblieben sind und als vorpolitische und überpolitische Kraft zum Träger der immer wieder nötigen Wiedergeburten wurde“[84]. In Anbetracht der Gewaltentrennung zwischen Kaiser und Papst im Mittelalter erwuchs dem christlichen Abendland angesichts der Universalisierung der europäischen Kultur ein Gegenüber im Islam. „Die Renaissance des Islam ist nicht nur mit dem neuen materiellen Reichtum islamischer Länder verbunden, sondern auch von dem Bewusstsein gespeist, dass der Islam eine tragfähige geistige Grundlage für das Leben der Völker zu bieten vermöge, die dem alten Europa abhanden gekommen zu sein scheint, das so trotz seiner noch währenden politischen und wirtschaftlichen Macht immer mehr zum Abstieg und zum Untergang verurteilt angesehen wird. Auch die großen religiösen Traditionen Asiens, vor allem seine im Buddhismus ausgedrückte mystische Komponente erheben sich als geistige Kräfte gegen ein Europa, das seine religiösen und sittlichen Grundlagen verneint“[85]. Anders formuliert: „Mit dem Sieg der posteuropäischen technisch-säkularen Welt, mit der Universalisierung ihres Lebensmusters und ihrer Denkweise verbindet sich weltweit, besonders aber in den streng nicht-europäischen Welten Asiens und Afrikas der Eindruck, dass die Wertewelt Europas, seine Kultur und sein Glaube, worauf seine Identität beruhten, am Ende und eigentlich schon abgetreten sei; dass nun die Stunde der Wertesysteme anderer Welten, des präkolumbianischen Amerika, des Islam, der asiatischen Mystik gekommen sei. Europa scheint in dieser Stunde seines äußersten Erfolgs von innen her leer geworden, gleichsam von einer lebensbedrohenden Kreislaufkrise gelähmt, sozusagen auf Transplantate angewiesen, die dann aber doch seine Identität aufheben müssen. Diesem inneren Absterben der tragenden seelischen Kräfte entspricht es, dass auch ethnisch Europa auf dem Weg der Verabschiedung begriffen erscheint“[86].Auf diesen Paukenschlag folgen konkrete Beispiele: „Kinder, die Zukunft sind, werden als Bedrohung der Gegenwart angesehen“[87]. Von den Staatskirchen heißt es: „Von religiösen Körpern, die Derivate des Staates sind, geht keine moralische Kraft aus, und der Staat selbst kann moralische Kraft nicht schaffen, sondern muss sie voraussetzen und auf ihr aufbauen“[88]. Ferner. „Die Auflösung der Urgewissheiten des Menschen über Gott, über sich selbst und über das Universum – die Auflösung des Bewusstseins moralischer Werte, die nie zur Disposition stehen, ist noch immer und gerade jetzt wieder unser Problem und kann zur Selbstzerstörung des europäischen Bewusstseins führen, die wir […] als eine reale Gefahr ins Auge fassen müssen“[89]. „Für die Väter der europäischen Einigung nach den Verwüstungen des Zweiten Weltkriegs – Adenauer[90], Schumann[91] (sic!), de Gasperi[92] – war es klar, dass es eine solche Grundlage gibt und dass sie im christlichen Erbe unseres durch das Christentum gewordenen Kontinents besteht“[93], aber die in den folgenden Jahrzehnten einsetzende „Ausklammerung der Frage nach den geistigen Grundlagen einer solchen Gemeinschaft“[94] und der hiermit einhergehende „Werteverfall“[95] lassen sich nicht übersehen. Dies zeigt sich nachgerade im „Bereich des sogenannten medizinischen Fortschritts“, ob wir an die „Klonation, an die Vorratshaltung menschlicher Föten zum Zweck der Forschung mit der Organspende, an den ganzen Bereich der genetischen Manipulation denken – die stille Auszehrung der Menschenwürde, die hier droht, kann niemand übersehen“[96]. Was den Bereich von Ehe und Familie angeht, so beklagt der Purpurträger, so wäre Europa „nicht mehr Europa, wenn diese Grundzelle seines sozialen Aufbaus verschwände oder wesentlich verändert würde. Wir alle wissen, wie sehr Ehe und Familie heute gefährdet sind – zum einen durch die Aushöhlung ihrer Unauflöslichkeit durch immer leichtere Formen der Scheidung, zum anderen durch ein sich immer mehr ausbreitendes neues Verhalten, das Zusammenleben von Mann und Frau ohne die rechtliche Form der Ehe“[97]. Dann spricht er den vorläufigen Höhepunkt der Verirrung an: „In krassem Gegensatz dazu steht das Verlangen homosexueller Lebensgemeinschaften, die nun paradoxerweise eine Rechtsform verlangen, die mehr oder weniger der Ehe gleichgestellt werden soll. Mit dieser Tendenz tritt man aus der gesamten moralischen Geschichte der Menschheit heraus, die bei aller Verschiedenheit der Rechtsformen der Ehe doch immer wusste, dass diese ihrem Wesen nach das besondere Miteinander von Mann und Frau ist, das sich auf Kinder hin und so auf die Familie hin öffnet. Hier geht es nicht um Diskriminierung, sondern um die Frage, was der Mensch als Mann und Frau ist und wie das Miteinander von Mann und Frau recht geformt werden kann. Wenn einerseits ihr Miteinander sich immer mehr von rechtlichen Formen löst, wenn andererseits homosexuelle Gemeinschaft immer mehr der Ehe gleichrangig angesehen wird, stehen wir vor einer Auflösung des Menschenbildes, deren Folgen nur äußerst gravierend sein können[98].Im Gegensatz dazu fordert Kardinal Ratzinger die nötige Ehrfurcht vor dem Absoluten: „die Ehrfurcht vor dem, was dem anderen heilig ist und die Ehrfurcht vor dem Heiligen überhaupt, vor Gott, die sehr auch demjenigen zumutbar ist, der selbst nicht an Gott zu glauben bereit ist. Wo diese Ehrfurcht zerbrochen wird, geht in einer Gesellschaft Wesentliches zugrunde[99].

7. Papst Benedikt XVI.

Als Joseph Kardinal Ratzinger nach dem Tod von Papst Johannes Paul II. am 19. April 2005 während eines der kürzesten Konklave der Neuzeit zum Nachfolger des hl. Petrus gewählt wurde, gab er sich den Namen Benedikt. Diesbezüglich schrieb einer der besten Kenner der Szene, der US-amerikanische Gelehrte George Weigel: „Ein guter Standort, um seine Gedanken zu lesen, ist sein Papstname. Der Name ist Programm, weil er sein geistliches Patronat widerspiegelt.Der heilige Benedikt wurde 480 in Nursia geboren, einem umbrischen Dorf nördlich von Rom. 49 Jahre später, im Jahre 529, schloss Platos Akademie in Athen – gerade, als ein Klosterkomplex für Benedikt und seine Brüder auf der Bergkuppe des Monte Cassino gebaut wurde. Eine der wichtigsten Verkörperungen klassischer Kultur stellte soeben den Betrieb ein, als ‚die Akademie der Christenheit’ (wie Joseph Ratzinger sie einmal nannte) fest eingerichtet wurde – nicht nur auf einem felsigen Berggipfel in Italien, sondern überall dort, wo Benedikts geistliche Söhne später in ganz Europa zu finden waren.Es war ein günstiges Timing. Bedrängt von Kriegen, wirtschaftlichen und sozialen Krisen zerbrach das westliche Römische Reich. Die kulturellen Verdienste, die Platos Akademie symbolisierten, hätten verloren gehen und Athen ein Schicksal als die große Maya-Kultur des Westens erfahren können. Dass die klassische Welt als Welt aus klassischer Kultur, Ideen und moralischen Normen nicht verloren ging, hatte viel mit Benedikt und seiner monastischen Bewegung zu tun. Denn das große Verdienst der Mönche im so genannten finsteren Zeitalter war es nicht nur, das kulturelle Erbe der klassischen Welt zu erhalten – obwohl dies allein eine beachtliche Leistung gewesen wäre. Die Mönche transformierten zudem, was sie in ihren Bibliotheken und Skriptorien aufbewahrten, indem sie die klassische Kultur mit dem biblischen Verständnis des Menschen, seiner Herkunft, Gemeinschaft und Bestimmung, durchdrangen.Das Ergebnis dieser Fusion Athens mit Jerusalem und Rom ist das, was wir heute als ‚Europa’ kennen – oder im weiteren Sinn als ‚den Westen’. Es war eine erstaunliche Leistung, die den weiteren Verlauf der Weltgeschichte tiefgreifend formte und mit ihr die Geschichte des Christentums“[100].In seinem zweiten Pontifikatsjahr stattete Papst Benedikt in der Türkei Patriarch Bartholomaios I. einen Besuch ab. Während dieser Tage haben beide am 30. November 2006 in Istanbul eine „Gemeinsame Erklärung“ abgegeben, in deren vierten Punkt Europa in den Mittelpunkt ihrer Erörterung tritt. Dort heißt es u.a.: „Den Weg zur Bildung der Europäischen Union haben wir positiv gewürdigt. Die Pioniere dieses bedeutenden Unterfangens werden gewiss nicht versäumen, alle Aspekte zu berücksichtigen, die die menschliche Person und ihre unveräußerlichen Rechte betreffen, insbesondere die Religionsfreiheit, die der Beweis und Garant des Respekts vor jeder anderen Freiheit ist. Bei jeder Initiative, Einheit herzustellen, sollten die Minderheiten, ihre kulturellen Traditionen und ihre religiösen Besonderheiten geschützt werden. In Europa müssen wir, ohne sich gegenüber den anderen Religionen und ihrem kulturellen Beitrag zu verschließen, unsere Kräfte vereinen; um die Wurzeln, Überlieferungen und christlichen Werte zu bewahren, um den Respekt vor der Geschichte zu gewährleisten und um zur Kultur des Europa von morgen und zur Qualität der menschlichen Beziehungen auf allen Niveaus beizutragen“[101].Eine Audienz für die Teilnehmer des von der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (ComECE) veranstalteten Kongresses bietet Papst Benedikt XVI. am 24. März 2007 die günstige Gelegenheit, die aktuelle Lage der Einheit Europas kritisch zu beleuchten. Die Kernaussagen seiner Ansprache sind folgende: „Unter dem demographischen Gesichtspunkt hingegen muß man leider feststellen, daß Europa anscheinend einen Weg eingeschlagen hat, der es zum Abschied von der Geschichte führen könnte. […] Man könnte beinahe denken, daß Europa das Vertrauen in die eigene Zukunft verliert. […] Aus all dem geht klar hervor, daß man nicht meinen darf, ein echtes ‚gemeinsames Haus’ bauen zu können, wenn die den Völkern dieses unseres Kontinents eigene Identität vernachlässigt wird. Es handelt sich in der Tat zunächst um eine geschichtliche, kulturelle und moralische Identität und erst an zweiter Stelle um eine geographische, wirtschaftliche oder politische; um eine Identität, die aus einem Gesamt von universalen Werten besteht, zu deren Formung das Christentum beigetragen hat; somit hat es nicht nur eine historische, sondern eine gründende Rolle gegenüber Europa übernommen. Diese Werte, die die Seele des Kontinents bilden, müssen im Europa des dritten Jahrtausends als ‚Sauerteig’ der Zivilisation bestehen bleiben. Denn kämen sie abhanden – wie könnte der ‚alte’ Kontinent weiterhin die Funktion eines ‚Sauerteigs’ für die ganze Welt erfüllen? Wenn die Regierungen der Union anlässlich des 50. Jahrestages der Römischen Verträge sich ihren Bürgern ‚annähern’ wollen – wie könnten sie ein so wesentliches Element der europäischen Identität wie das Christentum ausschließen, mit dem sich eine große Mehrheit der Bürger weiterhin identifiziert? Ist es nicht Grund zur Überraschung, daß das heutige Europa einerseits danach strebt, sich als eine Wertegemeinschaft darzustellen, andererseits aber immer öfter zu bestreiten scheint, daß es universale und absolute Werte gibt? Führt diese einzigartige Form der ‚Apostasie’ von sich selbst, noch bevor sie Apostasie von Gott ist, Europa vielleicht nicht dazu, an der eigenen Identität zu zweifeln? Schließlich wird so die Überzeugung verbreitet, daß die ‚Güterabwägung’ der einzige Weg für die moralische Unterscheidung und daß das Gemeinwohl ein Synonym für Kompromiß sei. Der Kompromiß kann wohl ein legitimer Ausgleich von verschiedenen Einzelinteressen sein; er verwandelt sich aber jedes Mal in Gemeinübel, wenn er Vereinbarungen mit sich bringt, die für die Natur des Menschen schädlich ist.Eine Gemeinschaft, die aufgebaut wird, ohne die echte Würde des Menschen zu achten, insofern sie vergisst, daß jede Person als Abbild Gottes geschaffen ist, gereicht am Ende niemandem zum Wohl. Deshalb scheint es immer unerlässlicher, daß sich Europa von dieser heute so weit verbreiteten pragmatischen Haltung hüte, die den Kompromiß über die wesentlichen menschlichen Werte systematisch rechtfertigt, als handle es sich um die unvermeidliche Annahme eines vermeintlich kleineren Übels. Ein derartiger, als ausgewogen und realistisch präsentierter Pragmatismus ist im Grunde nicht so, gerade weil er jene Dimension der Werte und Ideale verneint, die der menschlichen Natur innewohnen. Wenn dann einem solchem Pragmatismus laizistische und relativistische Tendenzen und Strömungen eingepflanzt werden, verweigert man am Ende den Christen das Recht, sich als solche in die öffentliche Debatte einzubringen, oder es wird im besten Fall ihr Beitrag mit dem Vorwurf herabgesetzt, sie wollten unberechtigte Privilegien schützen. Im aktuellen geschichtlichen Moment und angesichts der vielen damit verbundenen Herausforderungen kann die Europäische Union, wenn sie ein guter Garant des Rechtsstaates und ein wirksamer Förderer der universalen Werte sein will, nicht umhin, mit Klarheit das sichere Dasein einer beständigen und bleibenden menschlichen Natur anzuerkennen, die Quelle gemeinsamer Rechte für jeden einzelnen ist, einschließlich derer, die sie verneinen. In diesem Kontext ist das Recht auf Verweigerung aus Gewissensgründen jedes Mal, wenn die grundlegenden Menschenrechte verletzt werden, zu schützen“[102].Diese eindringliche Warnung Benedikts XVI., die Europäer dürften sich nicht von ihrer eigenen Geschichte abwenden, setzte einen Kontrapunkt zur Feierstimmung der EU-Staats- und Regierungschefs, die sich im März 2007 in der deutschen Hauptstadt versammelt haben.[103] Seine eindeutigen Forderungen fanden gleichwohl Rückhalt bei führenden EU-Politikern, allen voran bei dem Präsidenten der Europaparlaments Hans-Gert Pöttering. Der vormalige EU-Kommissionspräsident Romano Prodi gab zu Protokoll, er habe während der Ausarbeitung der EU-Verfassung intensiv für eine Aufnahme eines Gottesbezugs geworben, dabei sich aber bei einigen Staats- und Regierungschefs eine Abfuhr geholt zu haben.[104] Als Papst Benedikt XVI. an der „Berliner Erklärung“ wegen des fehlenden Bezugs auf das jüdisch-christliche Erbe Kritik übte, äußerten sowohl die EU-Ratspräsidenten und Bundeskanzlerin Angela Merkel als auch Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier Verständnis.[105]In seinem Nachsynodalen Apostolischen Schreiben Sacramentum Caritatis vom 22. Februar 2007 , das über die „Eucharistie, Quelle und Höhepunkt von Leben und Sendung der Kirche“ handelt, weist Benedikt XVI. in seinem Schlußkapitel auf die Vorbilder dieses Sakramentes hin: „Wie viele Heilige haben ihr Leben in sich glaubwürdig gemacht dank ihrer eucharistischen Frömmigkeit!“ Zu diesen eucharistischen Heiligen zählt er auch den hl. Benedikt von Nursia.[106] Zu seiner Zeit hatte der Patron Europas die Gottvergessenheit der westlichen Welt wachgerüttelt. Nach Benedikt XVI. steht Europa angesichts der gegenwärtigen Krisen sowie der wachsenden Bedrohungen des Menschen, der sich seiner eigenen Zukunft unsicher geworden ist, erneut am Scheideweg seiner Geschichte.[107]

[1] C. P. Thiede, Wir in Europa. Presse- und Informationsamt der Bundesregierung (Bonn 1995) 14f.; andere Akzente setzt W. Kaltenstadler, Wie Europa wurde, was es ist. Beiträge zu den Wurzeln der Europäischen Kultur (Groß-Gerau 2006).

[2] So etwa E. Wolf, Art. Europa, in: RGG³ 2 (1958) Sp. 735; weiterführend D. Theraios (zusammengestellt und eingeführt), Welche Religion für Europa? Ein Gespräch über die religiöse Identität der Völker Europas. Hermann Kunst zum 85. Geburtstag gewidmet (Bern u.a. 1992); M. Gerhards, Golgatha und Europa oder: Warum das Evangelium zu den bleibenden Quellen des Abendlandes gehört (Göttingen 2007).

[3] J. Hanselmann, Verantwortung der Kirchen für die Zukunft Europas, in: G. Gillessen (Hrsg.), Europa fordert die Christen. Zur Problematik von Nation und Konfession (Regensburg 1993) 127.

[4] R. Guardini, Europa – Wirklichkeit und Aufgabe, in: ders., Sorge um den Menschen. Bd. 1 (Mainz – Paderborn 1988) 252f.; weiterführende Gesichtspunkte entfalten K. Graf Ballestrem – S. Belardinelli – Th. Cornides (Hrsg.), Kirche und Erziehung in Europa = Buchreihe „Politik und Religion“ (Wiesbaden 2005), G. Schenk, Christliche Volksfeste in Europa. Prozessionen – Rituale – Volksschauspiele (Innsbruck – Wien 2006) und L. Hölscher (Hrsg.), Baupläne der sichtbaren Kirche. Sprachliche Konzepte religiöser Vergemeinschaftung in Europa = Bausteine zu einer europäischen Religionsgeschichte im Zeitalter der Säkularisierung. Bd. 10 (Göttingen 2007)..

[5] P. Kirchhof, Europäische Einigung und Verfassungsstaat, in: J. Isensee, Europa als politische Idee und als rechtliche Form (Berlin 1994) 66.

[6] J. Schwarz (Hrsg.), Katholische Kirche und Europa. Dokumente 1945-1979 = Reihe Entwicklung und Frieden – Materialien 9 (München – Mainz 1980); vgl. A. Casaroli, La Santa Sede e l’Europa, in: La Civiltà Cattolica 123/1 (1972) 367-381 ; J. Höffner, Um die Zukunft Europas. Die Antwort des Glaubens auf Säkularismus und Atheismus = Kirche und Gesellschaft Nr. 52 (Köln 1978).

[7] Paul VI., Ansprache in Montecassino bei der Weihe der wiedererrichteten Abtei ( 24. Oktober 19 64), in: AAS 56 (1964) 988f.

[8] J. Ratzinger, Europa – verpflichtendes Erbe für die Christen, in: Europa. Horizonte der Hoffnung. Hrsg. von F. König und K. Rahner (Graz – Wien – Köln 1983) 12.

[9] J. Ratzinger, Gott suchen und finden: St. Korbininas Weg nach Bayern, in: ders., Christlicher Glaube und Europa. 12 Predigten (München 1981; ²1982; ³1985) 121; zum Ganzen 113-124.

[10] J. Ratzinger, Maria, Mutter der Glaubenden, in: ders., Heiligenpredigten. Hrsg. von St. O. Horn unter Mitarbeit von G. Besold (München 1997) 40, zum Ganzen 38-42.

[11] J. Ratzinger., Brücke der Einheit und Versöhnung. St. Johann Nepomuk, in: ders. (Anm. 9) 55-62.

[12] Ders., Wege nach innen: Die Heilige Dorothea von Montau, in: ders. (Anm. 9) 33-41.

[13] Ders., Die Antwort des Lebens geben: Das Beispiel des Heiligen Maximilian Kolbe, in: ders. (Anm. 9) 47; zum Ganzen 45-52.

[14] Ders., Adel und Würde der Armen: Die Caritas der Heiligen Hedwig, in: ders. (Anm. 9) 65-73.

[15] Ders., Die Unterscheidung des Christlichen: Das Ringen des Heiligen Benno, in: ders. (Anm. 9) 77-84.

[16] P. Seewald, Benedikt XVI. Ein Porträt aus der Nähe (Berlin ²2005) 181.

[17] J. Ratzinger, Wille zur ganzen Wahrheit: Der christliche Gelehrte Albertus Magnus, in: ders. (Anm. 9) 103-110.

[18] Ders., Wahrer Friede und wahre Kultur: Christlicher Glaube und Europa, in: ders. (Anm. 9) 17.

[19] Ders., Wahre Kraft der Heilung: Der Mann des Glaubens Vinzenz von Paul, in: ders. (Anm. 9) 90; zum Ganzen 87-99.

[20] Weiterführend B. Hume, Eröffnungsansprache beim VI. Symposium der europäischen Bischöfe, in: Deutsche Bischofskonferenz (Hrsg.), Stimmen der Weltkirche 32 (Bonn 1991); L. Roos, Auswirkungen der Neugestaltung Europas, in: Deutsche Bischofskonferenz, Arbeitshilfen 94 (Bonn 1991); M. Vlk, Johannes Paul II. und die Kirche in Europa, in: St. Horn – A. Riebel (Hrsg.) Johannes Paul II. Zeuge des Evangeliums (Würzburg 1999); J. Homeyer, Europa eine Seele geben, in: Ost-West. Europäische Perspektiven 2 (2001) Heft 1, 17-24; J. Rabanus, Europa in der Sicht Papst Johannes Pauls II. Eine Herausforderung für die Kirche und die europäische Gesellschaft = Paderborner Theologische Studien. Bd. 39 (Paderborn u.a. 2004).

[21] Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Egregiae virtutis vom 31. Dezember 1980 , in: AAS 73 (1981) 258-262 .

[22] Ders., Predigt vor der Kathedrale von Gnesen ( 3. Juni 1979 ) Nr. 5, in: L’Osservatore Romano (D), 8. Juni 1979 , 6.

[23] R. Ratzinger, Europa – verpflichtendes Erbe für die Christen, in: Europa. Horizonte der Hoffnung. Hrsg. von F. König und K. Rahner (Graz – Wien – Köln 1983) 61-74, wieder abgedruckt in: ders., Kirche, Ökumene und Politik. Neue Versuche zur Ekklesiologie (Einsiedeln 1987) 198-210.

[24] Sonderheft der Katholischen Akademie in Bayern „Europa und die Christen“ (München 1979) 3-13; französisch unter dem Titel „L’europe, un héritage qui engage la responsabilité des chrétiens“, in: Revue des sciences religieuses 54 (1980) 41-54 .

[25] Ebd., 62.

[26] Ebd. 63.

[27] Ebd. 64.

[28] Ebd.

[29] Ebd. 65.

[30] Ebd.

[31] Ebd. 66.

[32] Ebd. 67.

[33] Ebd. 68.

[34] Ebd. 69.

[35] Ebd. 70.

[36] „Ratzinger: Europas Probleme mit dem Glauben“, in: Kathpress Nr. 86 vom 5. Mai 1989 , 3.

[37] J. Ratzinger, Europa – Hoffnungen und Gefahren. Vortrag und Predigt am Pfingstfest 1990 im Dom zu Speyer (o.O. o.J. [1990]); dieser Vortrag wurde wiederabgedruckt in: ders., Wendezeit für Europa? Diagnosen und Prognosen zur Lage von Kirche und Welt (Freiburg 1991; ²1992) 82-104, aus dem im Folgenden zitiert wird. Die Publikation wurde in italienisch, spanisch, amerikanisch, französisch und polnisch übersetzt.

[38] Damit wir Zeugen Christi sind, der uns befreit hat. Sonder-Versammlung für Europa 1991 = VAS 103 (Bonn 1992); vgl. H. Moll, Auf ein Wort: Europasynode, in: L’Osservatore Romano (D) 49 ( 6. Dezember 1991 ) 1.

[39] Johannes Paul II., Ansprache zum Abschluß der Spezialversammlung der Bischofssynode über Europa am 13. Dezember 1991 , in: AAS 83 (1991) 1374 ; vgl. ders., Apostolisches Schreiben Tertio millennio adveniente ( 10. November 1994 ) Nr. 37, in: AAS 87 (1995) 29f. samt seiner deutschen Umsetzung in: H. Moll (Hrsg. im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz), Zeugen für Christus. Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts. Bde. 2 (Paderborn u.a. 42006).

[40] Ebd. 82.

[41] Ebd. 87.

[42] Ebd.

[43] Ebd. 88.

[44] Ebd.

[45] Ebd. 89.

[46] Ebd. 89f.

[47] Ebd. 90.

[48] Ebd. 92.

[49] Ebd.

[50] Ebd. 95.

[51] Ebd. 95f.

[52] Ebd. 93.

[53] Ebd. 98.

[54] Ebd. 99.

[55] Ebd.

[56] Ebd. 99f.

[57] Ebd. 101.

[58] Ebd. 101.

[59] J. Ratzinger, Wendezeit für Europa?, in: Katholische Nachrichten-Agentur Ökumenische Information Nr. 14/15 (1991) 5-16; wiederabgedruckt in: ders., Wendezeit für Europa? Diagnosen und Prognosen zur Lage von Kirche und Welt (Freiburg 1991; ²1992) 105-127, die im Folgenden herangezogen wird.

[60] Ebd. 106f.

[61] Ebd. 108.

[62] Ebd. 118.

[63] Ebd.

[64] Ebd. 117.

[65] Ebd. 120; vgl. I. Riedel-Spangenberger – A. Franz (Hrsg.), Fundamente Europas. Christentum und europäische Identität (Trier 1995).

[66] Ebd. 122.

[67] Ebd. 123.

[68] Ebd. 124.

[69] Ebd. 125.

[70] Ebd.

[71] Ebd. 126.

[72] Originaltext in: AAS 92 (2000) 220-229 ; Übersetzung: Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben als „Motu Proprio“ erlassen zur Ausrufung der hl. Birgitta von Schweden, der hl. Katharina von Siena und der hl. Teresia Benedicta a Cruce zu Mitpatroninnen Europas = VAS 140 (Bonn 1999); vgl. J. Ratzinger, L’attualità di S. Brigida di Svezia, in: Santa Brigida profeta di tempi nuovi (Rom 1993) 71-81.

[73] J. Ratzinger, Chancen und Gefahren für Europa, in: ders. Werte in Zeiten des Umbruchs. Die Herausforderungen der Zukunft bestehen = Herder spektrum. Bd. 5592 (Freiburg – Basel – Wien 2005) 89-97.

[74] Ebd. 89.

[75] Ebd. 90.

[76] Ebd.

[77] Ebd. 94f.

[78] Ebd. 95.

[79] Ebd.; die aus dem Relativismus gespeisten Konsequenzen werden konkretisiert bei J. H. Matláry, Veruntreute Menschenrechte. Droht eine Diktatur des Relativismus? (Augsburg 2006), vor allem im Kapitel „Die ‚Tyrannei der Mehrheit’ und ihr rationales Gegenmittel: Papst Benedikt XVI.“ (181-201).

[80] Ebd. 95f.

[81] Ebd. 96f.

[82] J. Ratzinger, Europa. I suoi fondamenti oggi e domani (Cinisello Balsamo 2004) 9-29, übersetzt publiziert in: ders., Europas Identität. Seine geistigen Grundlagen gestern, heute, morgen , in: ders. Werte in Zeiten des Umbruchs. Die Herausforderungen der Zukunft bestehen = Herder spektrum. Bd. 5592 (Freiburg – Basel – Wien 2005) 68-88.

[83] P. Brown, Divergent Christendoms. The Emergence of a Christian Europe 200 – 1000 AD (Oxford 81995); dt., Die Entstehung des christlichen Europa = Beck’sche Reihe 4023 (München 1996, Sonderausgabe 1999).

[84] J. Ratzinger (vgl. Anm. 82) 71.

[85] Ebd. 77.

[86] Ebd. 78.

[87] Ebd.

[88] Ebd. 81.

[89] Ebd. 83.

[90] Vgl. H.-P. Schwarz, Adenauer. Der Aufstieg: 1876-1952 (Stuttgart ²1986); ders., Adenauer. Der Staatsmann: 1952-1967 (Stuttgart 1991).

[91] Vgl. H. A. Lücker – J. Seitlinger, Robert Schuman und die Einigung Europas (Luxemburg 2000).

[92] Vgl. G. Andreotti, De Gasperi. Ein Kapitel italienischer Geschichte (Bonn 1967).

[93] J. Ratzinger (s. Anm. 82) 84.

[94] Ebd.

[95] Ebd.

[96] Ebd. 85.

[97] Ebd. 86.

[98] Ebd. 86f.

[99] Ebd. 87.

[100] G. Weigel, Das Projekt Benedikt. Der neue Papst und die globale Perspektive der Katholischen Kirche (München 2006) 240f.

[101] Gemeinsame Erklärung von Bartholomaios I. und Benedikt XVI., Nr. 4, in: KNA-Dokumentation, 1. November 2006 , 2.

[102] Papst Benedikt XVI., Ein ‚neues Europa’ bauen – inspiriert von der Wahrheit des Evangeliums, in: L’Osservatore Romano (D) 37 ( 6. April 2007 ) Nr. 14, 8; die Übersetzung fußt auf dem Originaltext, der im L’Osservatore Romano 147 ( 25. März 2007 ) 5 abgedruckt wurde.

[103] Weiterführend J.-G. Boeglin, Etats et religions en Europe. T. 1-2 = Logiques Juridiques (Paris 2006); H. Behr – M. Hildebrandt (Hrsg.), Politik und Religion in der Europäischen Union. Zwischen nationalen Träumen und Europäisierung = Politik und Religion (Wiesbaden 2006).

[104] Vgl. Chr. Lennert, EU-Politiker stützen Forderung nach Achtung der Werte. Papst warnt Europäer eindringlich vor Leugnung ihrer Geschichte, in: KNA-Korrespondentenbericht, 27. März 2007 .

[105] Vgl. KNA-Inland vom 27. März 2007 und das KNA-Interview mit Außenminister Steinmeier vom 13. April 2007 .

[106] Nr. 94 = VAS 177, 113.

[107] Vgl. G. Cantoni – Fr. Pappalardo (a cura di), Magna Europa. L’Europa fuori dall’Europa (Crotone 2007).

© Pustet-Verlag

„Die christliche Identität Europas nach Joseph Ratzinger bzw. Papst Benedikt XVI.“, in Manfred Hauke (Hrsg.) „Maria als Patronin Europas. Geschichtliche Besinnung und Vorschläge für die Zukunft“ (Regensburg 2009, S. 236-261)