RATZINGER STUDIENWOCHE „KIRCHENVÄTER“
APOSTOLISCHE TRADITION
UND HOFFNUNG
FÜR DIE ZUKUNFT
DER KIRCHE
In der Osterwoche 2018 fand im Wiener Studienhaus Johannes von Damaskus vom 2. bis zum 8. April eine Studienwoche zur Bedeutung der Kirchväter in der Theologie Joseph Ratzingers statt.
Die Studienwoche wurde von der Joseph Ratzinger Papst Benedikt XVI. Stiftung gefördert und bot zugleich auch die Gelegenheit zur Begegnung von Studierenden und Dozierenden der Theologie aus der katholischen und der orthodoxen Kirche.
Neben dem Hauptprogramm der Vorträge und Lektüreeinheiten war die Woche vom gemeinsamen Gebet in den beiden liturgischen Traditionen eingerahmt und wurde mit der Feier des orthodoxen Osterfestes abgeschlossen.
REFERENTEN:
[1] DR. GIVI LOMIDZE (ALTE KIRCHENGESCHICHTE / GESCHICHTE DES CHRISTLICHEN OSTENS)
[2] PD DR. MICHAELAC. HASTETTER (PASTORALTHEOLOGIE)
(3] ARCHIMANDRIT
DR. ANDREAS-ABRAHAM THIERMEYER LITURGIEWISSENSCHAFT)
[4A] DR. MARY McCAUGHEY (DOGMATIK)
[4B] PROF. DR. GABRIELE BRAGANTINI (PATRISTIK)
[5] PROF. EM. P. DR. STEPHAN O. HORN
(FUNDAMENTALTHEOLOGIE/DOGMATIK)/
MYKOLA DOBRA. VIZEREKTOR DES COR
(PARTOLOGIE)
KOOPERIERENDE UNIVERSITÄTEN:
Katholische Universität
Eichstätt-lngolstadt, Deutschland
Philosophisch-Theologische Hochschule Benedikt XVI., Heiligenkreuz, Österreich
Internationales Theologisches Institut Trumau, Österreich
Staatliche Universität Kutaisi, Georgien
Sulkhan-Saba Teaching University Tiflis, Georgien
RATZINGER STUDIENWOCHE „KIRCHENVÄTER“, OSTERN 2018
ZIEL UND BESCHREIBUNG:
Ausgehend von Joseph Ratzingers Kirchenvätertheologie, welche ein konstituierendes Element der Einheit zwischen orthodoxer und katholischer Kirche in seinem Denken darstellt, sollen Studierende aus Ost und West miteinander ins Gespräch kommen und ökumenische Brücken bauen.
Die Vormittagseinheiten (9.30 bis 11.30) werden von den Referenten mit Impulsreferaten und Diskussionen gestaltet, am Nachmittag (15.00 bis 17.00, außer Mittwoch) werden zu jedem Thema Quelltexte gelesen, wobei ein Schwerpunkt in der Textauswahl auf der Theologie von Joseph Ratzinger liegen wird.
PROGRAMM:
Themen der Vorträge (9 .30 bis 11 .30)
Dienstag 03.04.2018
[1] Apostolische Tradition und Sukzession als Basis der Vätertheologie
(Dr. Givi Lomidze)
Mittwoch 04.04.2018
[2] Neo-Patristische Synthese als praktische Erneuerung der Kirche
[Fiorovsky und Ratzinger] (PD Dr. Michaela C. Hastetter)
Donnerstag 05.04.2018
[3] Lex orandi – lex credendi: das geschichtliche Werden der Liturgien
in Ost und West (Archimandrit Dr. Andreas-Abraham Thiermeyer)
Freitag 06.04.2018
[4a] Kirchenväterkatechesen von Papst Benedikt (Dr. Mary McCaughey)
[4b] Augustinus und die Kirche (Prof. Dr. Gabriele Bragantini)
Samstag 07.04.2018
Basilius – ein östlicher Kirchenvater und seine Bedeutung für die Ökumene
(Prof. em. P. Dr. Stephan O. Horn / Mykolo Dobra Vizerektor des COr)
ZUSATZPROGRAMM
Exkursionen in die Stadt Wien und Umgebung
Gemeinsame Gebete und Teilnahme an Gottesdiensten (orthodox und katholisch)
BERICHT: | ||
Eingerahmt vom katholischen und dem orthodoxen Osterfest fand vom 2.-8. April 2018 im Wiener Studienhaus Johannes von Damaskus die erste ökumenische Ratzinger-Studienwoche zum Thema „Kirchenväter. Apostolische Tradition und die Hoffnung für die Zukunft der Kirche“ statt. Das Studienhaus war vor einem Jahr in Wien gegründet worden und bietet Raum für orthodoxe und katholische Studierende und Dozierende zum gemeinsamen Leben und Studieren, Beten und Arbeiten, um dadurch die Trennung der beiden Kirchen und die nun ein Jahrtausend andauernde Entfremdung zwischen dem christlichen Orient und Okzident durch einen gemeinsamen Lebensraum im Kleinen überwinden zu helfen. Die Ratzinger-Studienwoche war die erste größere wissenschaftliche Veranstaltung des Wiener Studienhauses Johannes von Damaskus, die von der Joseph Ratzinger Papst Benedikt XVI.-Stiftung großzügig gefördert wurde. Die fast 30 Studierenden und sieben Dozierenden aus drei Kontinenten stammten aus den USA, aus Österreich und Deutschland, Irland und Italien, aus der Ukraine, aus Georgien und Indien. Ebenso bunt war auch die Abstammung der Referenten, die aus Irland, der Ukraine, Italien, Georgien und Deutschland angereist waren. Im Ganzen waren es deutlich mehr orthodoxe als katholische Studierende. Und auch die Studienfächer der Studenten waren bunt gemischt: neben Studierenden der katholischen und der orthodoxen Theologie befanden sich unter den Teilnehmenden auch Studierende aus den Bereichen Geschichte, Anglistik, Germanistik, Kunstwissenschaft und Business. Eine Woche lang arbeitete die international und interkonfessionell gemischte Gruppe intensiv am Thema der Kirchenväter und der Zukunft der Kirche. Vormittags standen Vorträge und Diskussionen an, nachmittags die gemeinsame Lektüre und Diskussion von Quellentexten. Heilige Messe, Laudes/Orthros und gemeinsame Vesper bildeten den spirituellen Rahmen der Studienwoche. Daneben fehlten nicht Exkursionen in die Stadt Wien, eine nächtliche Fahrt auf den nahe gelegenen Leopolds- und Kahlenberg, aber und vor allem auch der Besuch der griechisch-orthodoxen Karfreitagsliturgie mit Kreuzesprozession durch das Zentrum von Wien und die Mitfeier der Osternacht in der georgisch-orthodoxen Kirche. Dr. Givi Lomidze, georgisch-orthodoxer Theologe, Lehrbeauftragter für Alte Kirchengeschichte am Internationalen Theologischen Institut in Trumau und Habilitand an der Universität Wien im Fach Geschichte der Theologie des christlichen Ostens, eröffnete die Ratzinger-Studienwoche mit einer Grundlegung des Traditionsbegriffs bei Joseph Ratzinger und der Entfaltung der apostolischen Sukzession bei den ersten christlichen Autoren, wobei Tertullian, Irenäus und Klemens von Rom, Eusebius von Caesarea und Johannes von Damaskus einen Schwerpunkt in seinen Ausführungen einnahmen. Lomidze betonte, dass es Joseph Ratzinger gelungen sei, seine Theologie mit unseren gemeinsamen Vätern des ersten Jahrtausends zu prägen. Eine solche Theologie stelle eine Hoffnung für die Kirche heute dar. Denn gerade heute werde die gemeinsame Basis der Vätertheologie mit ihrem Bezug zur apostolischen Tradition und Sukzession nicht selten sogar von christlichen Theologen in der sogenannten „Diktatur des Relativismus“ in Frage gestellt. Er plädierte für die Neureflexion der wahren Theologie, denn apostolische Nachfolge bedinge die sakramentale Struktur der Kirche, womit sich die Kirche von allen anderen Institutionen unterscheide. Somit widmete er sich mit Ratzingers Ansatz und mit der Quellenauswertung der Kirchenväter den Grundfragen von Theologie überhaupt: Woher kommen wir? Warum ist die apostolische Sukzession so wichtig? Dies führte Lomidze am Ende seines Vortrags zu der Überzeugung, dass die apostolische Tradition und Sukzession der Garant der Vätertheologie sei, um wahre und falsche Lehren voneinander zu unterscheiden, wobei er die Gnostiker als den „ersten Unfall“ in der Geschichte bezeichnete und die Auseinandersetzung mit ihnen sozusagen den „ersten Ernstfall“ dieses Unterscheidungsinstrumentariums der frühen Kirche darstellte. Lomidzes Eröffnungsreferat, das anhand von Quellentexten des hl. Irenäus von Lyon und Joseph Ratzingers zur apostolischen Tradition und Sukzession vertieft wurde, bildete gleichsam das Fundament und den Ausgangspunkt der gesamten Studienwoche, in der die darin grundgelegten Linien gleichsam weiter ausgezogen, exemplarisch vertieft und für das Heute fruchtbar gemacht wurden. Der darauffolgende Tag stand ganz unter dem Vorzeichen der Neo-Patristischen Synthese, die PD Dr. Michaela C. Hastetter, Dozentin am Internationalen Theologischen Institut in Trumau, Gastprofessorin in Heiligenkreuz und Privatdozentin an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und Mitglied des Neuen Schülerkreises Joseph Ratzinger/Papst Benedikt XVI., von Georgi W. Florowski her entfaltete und mit dem Ressourcement-Ansatz von Joseph Ratzinger/Papst Benedikt XVI. ins Gespräch brachte. Obwohl beide Theologen aus ganz unterschiedlichen Kontexten stammten, konnte die Theologin doch nachweisen, dass ihr Anliegen im Grunde ein gemeinsames war: die Erneuerung von Theologie und Kirche aus dem Bezug zu den Vätern des Glaubens, von wo aus die Theologin einen Zukunftsweg zur Einigung der Kirche mit Florowski und Ratzinger entfaltete. Beide stimmten auch darin überein, dass sie in ihrem Rekurs auf die Väter einer rein philosophischen Hermeneutik in Bezug auf Glaubensinhalte eine klare Absage erteilt hätten – Ratzinger in der Auseinandersetzung mit Küng oder Rahner, Florowski seinerseits in der Auseinandersetzung mit Autoren der russischen religiösen Renaissance wie Soloview oder Bulgakow. Insgesamt zeigte der Vortrag auf, dass durch Ratzinger und Florowski unentdeckte Gemeinsamkeiten zwischen der orthodoxen und der katholischen Theologie im Rekurs auf die Väter zu Tage traten, die der neuen Generation einen Weg aufwiesen, Schritte aufeinander hin zu machen. Unabhängig von einander seien Ratzinger und Florowski zur gleichen Idee gekommen, was nicht ohne Leiden und Anfeindung geschehen sei. So wurde die Darlegung des Konzepts der Neo-Patristischen Synthese und des Ressourcements von den Studierenden als Impuls empfunden, das reiche Erbe der Tradition neu zu entdecken und im Heute für die Einheit der Christen fruchtbar zu machen. Der nächste Referent, Liturgiewissenschaftler und Gründungsrektor des Collegium Orientale in Eichstätt, Archimandrit Dr. Andreas-Abraham Thiermeyer, widmete sich am darauffolgenden Tag dem dritten Grundsatzreferat zum Thema „Lex orandi – lex credendi: das geschichtliche Werden der Liturgie in Ost und West“, das er mit einem flammenden Appell für die Einheit der Christen einleitete: „Wir müssen alles tun, dass der Skandal der Trennung von Ost und West aufhört und wir wieder gemeinsam Zeugnis geben!“ Ausgehend von Sacrosanctum Concilium und anderen lehramtlichen Texten zeigte er auf, dass „katholisch“ in Bezug auf die liturgischen Riten mehr als die Katholische Kirche ist. Die vielen Liturgien seien wie der bunte Leibrock des Herrn, der in seiner Vielfältigkeit nie zerteilt worden ist. Wo sich ein enger Fundamentalismus in diesem Bereich ausbreite, fehle das Wissen und die Bildung. Wer die Geschichte kenne, habe keine Angst. Für Thiermeyer müssten Riten wie die Dogmen im Heute fortgeschrieben werden. In seinem Abriss zur Liturgiegeschichte wies er darauf hin, dass Liturgie als das gemeinsame Erbe von Ost und West nie uniform gewesen sei. Es gehe heute darum, aus der Fülle der orthodoxen und der katholischen Kirche geistlich zu leben. So fügte es sich organisch in den Ablauf des Vortrags ein, dass Thiermeyer mit der gemeinsamen christlichen Gebetsstruktur endete, die er sowohl am Hochgebet der lateinischen Messe als auch an der Johannes Chrysostomos-Liturgie und einzelnen Weihegebeten darstellte. Am Ende seiner lebendigen Ausführungen bot Dr. Thiermeyer spontan an, am Abend einen auf den Quellen basierten Überblick zum Diakonat der Frau in der Alten Kirche beizusteuern, der mit Begeisterung von den TeilnehmerInnen der Studienwoche aufgenommen wurde. Thiermeyer zeigte anhand einer Vielzahl von altkirchlichen Texten und Weihegebeten auf, dass das Diakonat der Frau vom Traditionsbefund eine echte Weihe (ordo) war, aber sich in ihrem Dienst auf ganz spezifische seelsorgliche Aufgaben gerichtet hatte, die wir heute unter dem Stichpunkt „Frauenpastoral“ oder „Frauendiakonie“ fassen würden. Der studentischen Nachfrage bezüglich der Weihe der Frau zum Priester erteilte Thiermeyer eine klare Absage, da dies in der Tradition niemals der Fall gewesen war und Papst Johannes Paul II. bereits endgültig geklärt habe, dass die Kirche keine Autorität besitzt, Frauen zu Priestern zu weihen. Die katholische Theologin Dr. Mary McCaughey aus Irland, die zugleich Mitglied des Neuen Schülerkreises Joseph Ratzinger / Papst Benedikt XVI. ist, führte am nächsten Tag die Reflexionen zur apostolischen Tradition und Zukunft der Kirche mit den Katechesen von Papst Benedikt XVI. zu den Kirchenvätern am Beispiel des hl. Gregor von Nyssa fort. Dabei legte sie neben der Darstellung der Katechesen spirituelle Schwerpunkte auf das Element, Gott zu reflektieren und nicht das Eigenlob, seine Verherrlichung zu suchen und nicht die eigene, damit andere zu Gott geführt werden könnten. Dabei unterstrich sie die Forderung, dass Christ-sein Authentizität verlange. Den letzten Teil ihres Vortrags nahm auf der Basis der Reflexionen vo Papst Benedikt XVI. zu Gregor von Nyssa die Erneuerung der Kirche durch die Theologie und Theologen ein. Hier machte sie mit Papst Benedikt darauf aufmerksam, dass Bescheidenheit im Denken gefragt sei, dass es nicht genüge, nur von Gott zu sprechen, sondern ihn als Theologen im Herzen zu tragen. Das Denken müsse sich im Handeln verwirklichen. Deshalb sei es so wichtig, dass der Theologe auf den Ruf zur Heiligkeit antworte. Prof. Dr. Gabriele Bragantini, Bischofsvikar in Georgien in den Bereichen Liturgie, Kultur und Ökumene und Professor für Patristik an der Sulkan-Saba-Universität in Tiflis, schloss sich an die Ausführungen zu Gregor von Nyssa mit einem Vortrag zur Ekklesiologie des hl. Augustinus an und wendete damit den Blick vom griechischen Osten hin zum lateinischen Westen. In der Diskussion mit den Donatisten sei Augustinus zur Wesensbestimmung von Kirche gekommen, die ganz vom Gedanken der Communio bestimmt war (communio sacramentorum und societas sanctorum). Das Neue in dieser Sache war bei Augustinus, auch gegenüber Cyprian, der die Einheit der Kirche in etwas Äußerem und Sichtbaren bestehen ließ (nämlich in der Eintracht aller Bischöfe untereinander), dass er sie in etwas Innerem gegeben sein lässt: im Heiligen Geist. Von da aus reflektierte Bragantini die Trennungen der Christenheit, bei denen vielfach der äußeren institutionellen Communio größere Bedeutung zugemessen worden sei als der geistlichen Einheit quer durch die Konfessionen, was besonders heute in einer Zeit neuer Kirchenverfolgungen, in der diese geistige Einheit unter den Konfessionen eine neue Realität darstelle. Echte Schritte aufeinander zu seien daher jene, wo Christen gemeinsam um Jesus versammelt sind und ihn verkünden, wo sie das eigene Charisma mit anderen teilen und wo sie sich gegenseitig als Brüder in Christus erkennen. Der letzte Tag der Ratzinger-Studienwoche 2018 war ganz vom Leben und Werk des hl. Basilius bestimmt, der aus östlicher und westlicher Perspektive beleuchtet wurde. Mykola Dobra, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Katholisch-Theologischen Fakultät Eichstätt im Fachbereich Alte Kirchengeschichte und Patrologie und Vizerektor des Eichstätter Collegium Orientale, widmete sich in seinem Vortrag dem Koinonia-Gedanken im Werk des hl. Basilius des Großen, gleichsam als einem östlichen Spiegelbild zur Communio bei Augustinus am Vortag. Dobra wertete dafür die Briefe des Kappadokiers aus. Ein wichtiges Zeichen der Koinonia sah Basilius in den Briefwechseln zwischen Bischöfen, aber auch in der Übereinstimmung in theologischen Fragen. Häresie konnte damit mit Basilius als ein Abweichen von der gesunden Lehre auch als ein Grund für die Verweigerung der Koinonia gelten. Diese Problematik zeigte Dobra anhand des Konzils von Nizäa und seiner Folgen auf, insbesondere jedoch bezüglich der Frage des Heiligen Geistes und dem Terminus „homoousios“ (wesensgleich), dessen sich Basilius in einem eigenen Werk angenommen hatte. Im Streit mit den Pneumatomachen sei es Basilius nicht um eine übereinstimmende Terminologie, sondern um die inhaltliche Übereinstimmung gegangen. Wenn das, was zunächst häretisch erschien, theologisch geklärt werden konnte, sei für Basilius auch wieder Koinonia möglich gewesen. Dieser Ansatz wurde besonders in der nachfolgenden Aussprache zum Vortrag als ein möglicher Lösungsansatz in Bezug auf das filioque-Problem aufgegriffen und heftig diskutiert, da ja bis heute zahlreiche theologische, zum Teil auch ökumenisch erarbeitete Studien herausgestellt hatten, dass man sich beim filioque zwar nicht im Wortlaut, wohl aber in der Lehre einig sei. Den Abschluss der Vorträge bildete Prof. em. P. Dr. Stephan O. Horn, Ehrenvorsitzender der Joseph Ratziger Papst Benedikt XVI.-Stiftung und langjähriger Sprecher des Schülerkreises von Papst Benedikt, mit seinen Ausführungen zum geistlichen Weg des hl. Basilius und zu seinen Regeln. Damit wurde wie am Vortag das Thema auch aus seiner spirituellen Innenseite betrachtet, wiederum wie bei Gregor von Nyssa im Rekurs auf die Katechesen von Papst Benedikt XVI. Horn zeigte die Gestalt des hl. Basilius als eine hoch aktuelle Orientierungsgestalt für die geistliche Einheit der Ost- und Westkirche auf. Der Kappadokier habe nicht nur monastische Regeln, sondern auch Lebensregeln für die Christen ganz allgemein verfasst, durch die die Gläubigen zu einem vertieften Christsein geführt werden sollten. Gerade in ihnen sah Horn eine Potentialität im Heute, da sie für neue geistliche Lebensformen in der Gemeinschaft von Ost und West Orientierung böten. Die geistliche Bedeutung des hl. Basilius fasste er am Ende in fünf Punkten zusammen: 1) in der Zusammenschau vom Leben aller Gläubigen und der Mönche, 2) in der Freude an geistlicher Gemeinschaft, die sich durch Demut und Nächstenliebe entfaltet, 3) in der Gottesliebe als Sehnsucht nach Gott, die im ständigen Leben in seiner Gegenwart wächst, 4) in der Ermutigung zum häufigen Empfang der Eucharistie und 5) in neuen Wegen gemeinschaftlichen Lebens, um zur Ökumene des Lebens zu finden. Nach jedem Vortrag entspannten sich lebhafte Diskussionen, mit denen die Themen vertieft und weitergeführt wurden. Die Nachmittage waren von der jeweiligen Quellenarbeit geprägt, die mit Aufmerksamkeit und Interesse praktiziert wurde. Am Ende der Woche war das studentische Feedback überwältigend. Einige Statements aus der Evaluation seien hier wiedergegeben: Das Wissen über Joseph Ratzinger und seine Kirchenvätertheologie sei erweitert worden, die sehr interessante Vortragsreihe sei mit großer Freiheit und ohne Zwang besucht worden, das Erfahrene wolle man nun im Eigenstudium weiter vertiefen, die Arbeitsatmosphäre sei von einer großen Hoffnung getragen gewesen, die Woche sei sehr produktiv gewesen und habe trotz ihrer Kürze reiches Wissen vermittelt, die Einheit von Gebet und Wissenschaft sei wohltuend gewesen . . . Am Ende der Ratzinger-Studienwoche 2018 dankten die Veranstalter der Joseph Ratzinger Papst Benedikt XVI.-Stiftung, die durch den Ehrenvorsitzenden des Stiftungsrates Prof. em. P. Dr. Stephan O. Horn vertreten war, sehr herzlich für die großzügige finanzielle Unterstützung und für die Möglichkeit, das theologische Erbe von Joseph Ratzinger / Papst Benedikt XVI. einer neuen Theologengeneration in Ost und West weiterzugeben und für die Zukunft der Kirche fruchtbar zu machen. Michaela C. Hastetter / Givi LomidzeLeitung des Wiener Studienhauses Johannes von Damaskus |