Prof. Dr. Theo Schäfer (links) im Gespräch mit Papst Benedikt.
Prof. Dr. Theo Schäfer 2006 beim Schülerkreis-Treffen in Castelgandolfo

Prof. DDr. Theo Schäfer – *26.08.1930     †31.01.2019 

Würdigung

Theo Schäfer gehörte zum Joseph-Ratzinger-Schülerkreis und war auch Mitbegründer der Schülerstiftung. Entsprechend ist seine Name in der Stiftungsurkunde verewigt: „Ich habe zur Kenntnis genommen, dass meine Schüler Professoren Horn, Kuhn, Schäfer, Weimer und OStR Schmidt die Einrichtung einer Stiftung bürgerlichen Rechts mit dem Namen Joseph Ratzinger Papst Benedikt-Stiftung beabsichtigen. Ich erkläre mein Einverständnis damit, dass die Stiftung sowohl meinen bürgerlichen als auch meinen päpstlichen Namen führt. Rom, den 30. November 2007, Benedictus XVI.“

Im Schülerkreis trafen wir uns zusammen mit dem Lehrer über Jahrzehnte im jährlichen mehrtägigen Treffen zu einem theologischen Thema. Jetzt hat sich der Schülerkreis um Jüngere erweitert. Die Ratzinger-Schüler bilden freilich keine ‚theologische Schule‘ im üblichen Sinn. Jeder hatte sich für seine Dissertation oder Habilitation Josef Ratzinger ausgesucht, weil ihn etwas an ihm anzog: vielleicht sein Antworten-Können auf die Glaubenszweifel der Moderne, sein Brückenschlag zwischen Glaube und Vernunft, die Schönheit seiner Sprache, seine Weisheit, seine Liebe zur Kirche, seine Menschlichkeit… Keiner ahnte, dass er einmal Papst und „Kirchen­lehrer“ werden würde.

Was Theo Schäfer an diesem Theologen anzog? Wir kennen nicht seinen inneren Weg zur Synthese der Bejahung, die auch ihn so menschenfreundlich und demütig-klug machte wie das Vorbild. Theo Schäfer war bei den Diskussionen oft still, ohne Ehrgeiz, so vornehm wie bescheiden. Sein Lehrer-Sein wirkte durch die Person, durch seine in Herzensheiterkeit gelebte Theologie. Er hatte das spirituelle Gespür für die Not der gegenwärtigen Kirche und Theologie und zeigte sein Interesse für neue apostolische Wege, nicht nur bei Gesprächen während der Treffen des Kreises, sondern auch dazwischen in einem Telefonat oder einem Brief.

Einige Sätze aus seinem Beitrag für die zweibändige Festschrift für Joseph Ratzinger zum 60. Geburtstag mit dem Titel „Eucharistie als Dienst Gottes am Menschen“ (II, 1129- 1143) belegen, wofür und wie Theo Schäfer leben wollte:

„Für den Menschen und seine Lebenswirklichkeit kommt alles darauf an, ob er Gottes oder seine eigene Herrlichkeit gelten lässt. Gottes Herr-Sein ist Leben. Macht der Mensch sich zum Herrn des Lebens, wählt er den Tod.

Gottes Liebe ist nicht verdienbar, sie kann nur empfangen werden. Sie ist – wie das Leben – Geschenk. Das Wissen und Eingestehen, dass Liebe nicht vom Menschen machbar ist, macht wohl die tiefste Form seiner Armut aus.

Durch die Mitfeier der Eucharistie sollen wir nämlich Menschen werden, die bereit sind, sich in Anspruch nehmen zu lassen, sich verbrauchen zu lassen für die Sache Gottes, um des Menschen willen.

Die (eucharistischen) Gaben sind Zeichen für die in der Nachfolge Christi von uns geforderte Selbsthingabe: Wir sollen Brot und Wein für andere werden.“

Das ist nicht weltferner Predigtstil, sondern es war sein Lebensstil. Dass Schäfer aber auch erkenntniskritisch geschulter Philosoph war, zeigt seine Kurzformel-Christologie gegen Schluss des Aufsatzes: „Gott redet uns in Jesus Christus an. Im Verständnis des Glaubens durchdringen Gottes Person und Wort einander (Joh 1,14), so dass in Jesus die Menschwerdung Gottes durch das Wort geschieht: Jesus Christus ist das leibhaftige Wort Gottes.“

Und dies zum logischen Schlüssel und zur Kausalität des Wirkens des Gottesgeistes: „Wo der Mensch über Gottes Wort verfügen möchte, kommt es nicht an. Erst unsere Bereitschaft zum Erfüllen der Forderungen des Wortes Gottes ermöglicht seine Wirksamkeit.“ –

Theo Schäfer war in einem Bauernhof in der Nordeifel aufgewachsen. Ab 1944 absolvierte er eine Ausbildung zum Landwirt. Mit dem Ziel, Pfarrer zu werden, besuchte er ab 1950 das Gymnasium und studierte nach dem Abitur 1953 in Bonn, Aachen und Regensburg sechs Jahre lang Theologie, Philosophie und Kunstgeschichte. Zu seinen Theologie-Professoren gehörte der spätere Papst Benedikt XVI. Schäfer schloss seine Studien mit Promotionen in Philosophie und Theologie ab.
Ab 1976 baute er auf Wunsch des damaligen Trierer Bischofs Bernhard Stein und des Aachener Bischofs Klaus Hemmerle das Studienhaus „St. Lambert“ Lantershofen als Spätberufenenseminar auf.

Er war dort als Regens, als Studienleiter und als Dozent für Fundamentaltheologie zuständig.
Das Studienhaus St. Lambert ist das deutschlandweit einzigartige Priesterseminar des 3. Bildungsweges, ein Seminar speziell für „Spätberufene“, die kein Abitur, aber Lebens- und Berufserfahrung mitbringen, um Priester für ihre Diözese oder Ordensgemeinschaft zu werden. Die Bischöfe von Münster und Trier, Felix Genn und Stephan Ackermann, hatten dort gelehrt. 1998 wurde Schäfer zum Prälaten ernannt. Bei der Verleihung der Ernennungsurkunde sagte der Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff, Schäfer habe wesentlich dazu beigetragen, dass das Studienhaus St. Lambert in Lantershofen zum größtem deutschen Priesterseminar gewachsen ist.

Nachdem Professor Schäfer 1990 bei Niederzissen seinen Wohnsitz bezogen hatte, fand er schnell durch seine Gottesdienste als Aushilfsseelsorger in den Kirchen und Kapellen des Dekanates Kontakt zu den Bürgern und aus der ganzen Umgebung kamen an Glaubensfragen Interessierte ins Niederzissener Pfarrheim zur Gesprächsrunde, die annähernd zehn Jahre von ihm geleitet wurde.

Ludwig Weimer