(V.r.) Verlagsgeschäftsführer Dirk-Hermann Voß, Professor Vinzenz Pfnür und Pater Stephan Horn, beide Mitglieder des Schülerkreises, überreichten Benedikt XVI. in Castelgandolfo die erste vollständige Bibliographie des Werkes von Josef Ratzinger/Benedikt XVI.
Kardinal Schönborn eröffnet die Präsentation
Heiliger Vater,
wir wollen das Frühstück nicht stören durch Reden. Aber zu Beginn dieser colazione darf ich doch ― a nome di tutti ― ein ganz kurzes Dankeswort sagen.
In dem so überaus berührenden Brief an die Bischöfe hat der Heilige Vater ein großes Zeugnis der Hirtenschaft, auch der Hirtendemut und der Hirtennähe gegeben. Er hat auch, und dafür wollen wir ganz besonders danken, gerade im Umfeld des Themas Mission, das zentrale Anliegen seines Pontifikats und wohl jedes Pontifikats unterstrichen, die Menschen zu Gott zu führen. Das Zeugnis, das Sie Tag für Tag in diesem schweren und hohen Amt geben, ist wirklich eine manuductio ad dominum.
Ein zweiter Gedanke. Bei Ihrer ersten Predigt als Nachfolger Petri haben Sie von der Freundschaft mit Jesus gesprochen. Diese Freundschaft ist wie der rote Faden durch alle Schritte jetzt des schon fast fünf Jahre dauernden Pontifikats, und dafür wollen wir ebenfalls danken.
Und schließlich darf ich, auch wenn ich ein filius adoptivus des Schülerkreises bin – wenn auch schon seit vielen Jahren -, an ein Wort erinnern, das ein evangelischer Kollege, Professor Rainer Riesner mir neulich gesagt hat. Welcher deutsche Professor nähme sich über so viele Jahre so viel Zeit für seine Schüler auch noch lange über ihre Promotion und Habilitation hinaus? So darf ich im Namen von uns allen dem Heiligen Vater danken als unserem Lehrer, als unserem Hirten, und als dem Freund des Herrn, der uns vorlebt den Weg zur Freundschaft mit Jesus.
Vergelt’s Gott, Heiliger Vater.
Pater Stephan Horn überreicht und würdigt „Das Werk“
Verehrter, lieber Heiliger Vater,
ich habe heute die wirklich große Freude, Ihnen ein Buch vorstellen zu können, und ich denke, dass das vielleicht das persönlichste und wohl auch kostbarste Geschenk des Schülerkreises ist, das wir Ihnen je machen durften und dürfen: die große Bibliographie, die der Schülerkreis jetzt herausgegeben hat im Sankt Ulrich Verlag und die im Wesentlichen Vinzenz Pfnür geschaffen hat. Das Buch heißt: Das Werk. Es ist natürlich Ihr Werk gemeint ― das ist wirklich doppeldeutig ―es ist auch das Werk von Vinzenz Pfnür, und in einem viel bescheideneren Maß auch das Werk des Schülerkreises, weil an keinem Buch der Schülerkreis so mitgearbeitet hat, wie an diesem. Nicht alle in gleicher Weise, manche aber besonders, die, die mit den Indizes beschäftigt waren, Siegfried Wiedenhofer und Wolfram Schmidt. Aber es geht nicht bloß um Ihre eigenen Arbeiten, sondern auch um das Gespräch mit Ihnen, um eine Sekundärbibliographie. Da haben besonders Prälat Helmut Moll und auch andere mitgearbeitet. Wir haben natürlich auch zu danken Ihrem Sekretariat, Prälat Dr. Gänswein und Frau Wansing.Und es sind viele,viele im Hintergrund.
Vinzenz Pfnür hat das Buch in einer gewissen Bescheidenheit „Bibliographisches Hilfsmittel“ genannt. Bibliografisches Hilfsmittel, das will im Grunde sagen, dass das Buch eine besondere Bibliographie ist, die sich unterscheidet von den gewöhnlichen. Pfnür hat vor allem die Vorträge und Meditationen und Predigten, Rezensionen – alle kleineren Schriften in einem einzigen Komplex zusammengefasst, und das birgt den Vorteil, dass dies alles chronologisch geordnet ist. Das bedeutet, dass man sogleich sieht, was Sie in einer bestimmten Zeit alles gearbeitet haben – spirituell, theologisch und in vieler anderer Weise. Insofern hat das Buch also einen ganz eigenen und auch bedeutsamen Charakter.
Ich wollte eigentlich – ich weiß nicht, ob ich das noch darf – den Dank unseres Schülerkreises, den Vinzenz Pfnür in diesem Werk zum Ausdruck gebracht hat, noch vorlesen. Das überschneidet sich allerdings schon ein wenig mit dem, was unser Kardinal gesagt hat. Vinzenz Pfnür hat geschrieben:
„Unser Dank gilt… unserem langjährigen theologischen Lehrer. Er hat sich nie selbst in den Mittelpunkt gestellt, sondern in uns das Interesse geweckt für die Zeugnisse des Glaubens der Kirche und ihrer Relevanz für die Gegenwart. Dabei hat er uns schon vor dem Konzil den Horizont geöffnet für die ökumenische Weite und uns mitgenommen in die Turbulenzen der Auf- und Umbrüche der modernen Theologie. So war für uns das Konzil nicht die Aufforderung eine alte verkrustete Theologie – die wir gar nicht übermittelt bekamen – über Bord zu werfen, sondern sich den Herausforderungen der Zeit zu stellen, und in der Auseinandersetzung mit Entmythologisierung, dialektischer Theologie und historisch-kritischer Methode wieder verlässlichen Grund zu gewinnen. Die bibliografischen Angaben verdeutlichen die durchgehende Konstanz der theologischen Position von Joseph Ratzinger und den großen Beitrag, den er für das Konzil geleistet hat.“
Heiliger Vater, ein ganz herzliches Vergelt’s Gott für alles, was Sie für uns Schüler getan haben. Und wir hoffen, dass wir Ihre Intentionen und Ihre Theologie weitertragen. Wir hoffen auch, dass der Neue Schülerkreis eintritt in unser Bemühen und das weiterführt, was Sie für uns begonnen haben.
Dank des Heiligen Vaters
Der Heilige Vater dankte herzlich und kehrte das Wort, das Kardinal Schönborn aufgenommen hatte – es gebe wenige theologische Lehrer, die sich so viel Zeit für ihre Schüler nehmen, um und sagte, es gebe selten „einen Schülerkreis, der sich so viel Zeit für seinen Lehrer nimmt“. Er „betrachte es als eine wunderbare Fügung und ein großes Geschenk, dass sich aus den scheinbaren Zufällen so vieler Jahre eine solche Gemeinschaft gefügt hat, die in den großen Auseinandersetzungen dieser Gegenwart steht und dort versucht, die Stimme des Glaubens der Kirche in der Kontinuität ihres Lebens und Denkens und in der immer wieder neuen Fruchtbarkeit dieses Glaubens darzustellen“.
Er betonte dann, dass ein solches Bemühen in der Ökumene neue Formen angenommen habe, und erinnerte an Patriarch Kyrill, der sehr deutlich sage, es sei unsere Aufgabe, „miteinander in dieser Zeit den Glauben zu bezeugen und ihn als vernünftige und Leben schaffende geistige Kraft gegenwärtig zu halten“. Er sprach von unserer Hoffnung, dass wir durch die „Gemeinsamkeit unseres wesentlichen Zeugnisses“ auch den dem Willen Gottes entsprechenden Beitrag für die Menschheit leisten, von dem Professor Beyerhaus „so beeindruckend“ gesprochen habe. Er bat schließlich um das Gebet für die Afrika-Synode und schloß mit dem Wort:
„Begleiten wir einander im Gebet. Gottes Segen, gute Zeit und Vergelt’s Gott!“